Seit Erfindung der CD mussten die Songs von Led Zeppelin immer wieder für neue Remaster-Aktionen herhalten. Im Lauf der Jahre wurde so der Sound der klassischen Alben immer wieder an den musikalischen Zeitgeist angepasst. Irgendwann dürfte selbst Jimmy Page seine eigenen Sachen nicht mehr erkannt haben. Für die jetzt mit den ersten drei Alben gestartete Neuausgabe von Led Zeppelin zeichnet er jedenfalls selbst mitverantwortlich.
 

Erstmals hörte ich Led Zeppelin damals Anfang der 80er in den legendären „Metal-Runden“ von Schüler-Discos in der DDR. Selbst auf AMIGA-Schallplatten konnte man die Wucht dieser Band bestenfalls erahnen. Als ich erstmals bei einem Freund das Debüt der Band komplett hören konnte, kam das einer Offenbarung gleich: Sofort verschob ich Led Zeppelin im inneren Katalog raus aus dem Metal und hin in den Bluesrock, wohin sie meiner Meinung nach gehörten. Doch ehe ich mir selbst die Alben der Band in die Sammlung stellen konnte (von den Kassetten-Kopien, die im Laufe der Jahre immer stärker verrauscht klangen, schweige ich lieber), war die Vinyl-Zeit vorerst vorbei. Es blieb nur der Griff zur CD. Und schlagartig wurde mir klar, warum Vinylfanatiker gegen das neue digitale Medium wetterten:

Die Klarheit fehlte, alles klang zusammengepresst und schwammig. Erst die „Remaster-Serie“ brachte hier ein wenig Abhilfe. Aber zufriedenstellend war diese Box eigentlich ebensowenig wie die „Mothership“ einige Jahre später. Letztere setzte gar einen Meilenstein für die Verfälschung des Sounds durch hemmungslosen Einsatz des Kompressors.

Und jetzt das: Nuancenreich bis in kleine Details und gleichzeitig druckvoll geht „Good Times, Bad Times“ los. Und bis zum Ende dieses legendären Debüts kommt man aus dem Staunen kaum noch heraus. Mal hört man die Finger über den Gitarrenhals gleiten, mal erahnt man noch den leisesten Klack auf dem Rand der Snare oder fühlt sich spontan bei den Orgelklängen in eine hallende Kirche versetzt. Hier hat man endlich mal sinnvoll mit der aktuellen Technik gearbeitet und versucht, den analogen Klang möglichst deutlich nachzubilden. Musikalisch ist an dem Album eh nicht viel mehr zu kritisieren, als dass Led Zeppelin sich hier schamlos durch Blues und Rock geklaut haben. Aber das Ergebnis ist umwerfend gut und umwerfend. Bonusmaterial auf der zweiten CD: Ein Livemitschnitt aus Paris im Jahre 1969. Insgesamt: ein Klassiker in tollem Sound.

Ähnlich geht es auf „Led Zeppelin II“ weiter: „Whole Lotta Love“ kommt mit seinem Riff derartig wuchtig aus den Boxen, dass es einem sofort in den Bauch fährt. Hier beginnt er wirklich, der Heavy Metal mit seinen Appellen an Sex und Exzess. Musikalisch ist das Album weniger überraschend. Aber diesem Klassiker kann man sich seit Jahrzehnten zu Recht nicht entziehen. Wie auch bei der Wiederveröffentlichung von Led Zeppelin III bestehen die Zugaben aus Jams und alternativen Mixen. Die muss man nicht unbedingt haben. Doch man kann sie gut hören als Vorstufen zu den eigentlichen Songs.

Manche machen ja das Ende der großen Cover-Kunst an der Einführung der kleinen CD fest. Für „Led Zeppelin III“ hat man das legendäre Cover mit der drehbaren Innenscheibe verkleinert nachgebildet. So bekommen die Nachgeborenen wenigstens eine Ahnung davon, wie fantasievoll man an der Schwelle zu den 70er Jahren arbeitete. Bei dem Album hatte die Band eigentlich zu ihrem eigenen Stil gefunden: Heftiger Hardrock trifft auf folkige Sounds, die Hektik der Riffgewitter auf feinfühlige Akustikpassagen. Ein Monster von einem Album! Die drei Scheiben gehören definitiv in jede ernstzunehmende Plattensammlung! Endlich mal gibts auf CD mal einen angemessenen Klang. Und wem das noch nicht reichen sollte: Die Remaster-Versionen werden auch auf Vinyl erhältlich sein.