Wolfgang Haffner zählt zu Deutschlands besten Jazz-Schlagzeugern. Gemeinsam mit der NDR-Big Band spielte er eine Auswahl aus seinen Kompositionen in Eldena. Danach verwandelte Klaus Doldingers Passport die Klosterruine in eine Funk-Jazz-Party.
Manchmal frage ich mich wirklich, was Leute antreibt, die sich öffentlich auf einer Bühne präsentieren. Komisch, dass mir diese Frage immer damm wieder durch den Kopf geht, wenn die NDR Big Band konzertiert. Denn bei ihren Programmen liegen Licht und Schatten oder besser: Spaß und Langeweile oft ganz dicht beieinander. Während Abdullah Ibrahim vor einigen Jahren das angesehene Orchester zum kollektiven Grooven und Swingen bringen konnte, gelang dies in ihrem aktuellen Programm mit Werken des Jazz-Schlagzeugers Wolfgang Haffner nur stellenweise. Da sind auf der einen Seite großartige, nach vorne treibende Stücke wie Homerund oder Haffners Hommage an Joe Zawinul. Da darf die Band so richtig losgehen. Oder „Cool Blue“, das Haffner ursprünglich für Charlie Mariano schrieb: großartig und melancholisch. Doch der Rest: gepflegte Langeweile. Schade drum. Warum lässt die Musiker niemand von der Leine?
Wie man sein Publikum packen sollte, zeigte danach Klaus Doldinger. Der Oldtimer des deutschen Jazz hat vorwiegend sehr junge Mitstreiter zu Passport geholt. Und was diese Band mit den Kompositionen Doldingers anstellte, war spannend und mitreißend von Anfang bis zur letzten Zugabe. Denn der Saxophonist kniete sich nicht nur selbst völlig in seine Stücke hinein sondern ließ auch seinen Begleitern jede Freiheit. Das Ergebnis: Jazz Funk im Stile von Weather Report wechselte ab mit Latin Jazz, afrikanischen Impressionen oder ging manchmal selbst in Technoklänge über. Das mag intellektuelle Jazz-Snobisten wahrscheinlich geärgert haben. Aber das war Jazz-Entertainement, wie man es so gut selten erleben kann. Das traf auch auf die launigen Zwischenkommentare und Erläuterungen Doldingers zu. Und als altgedienter Entertainer und Komponist wusste er natürlich auch, dass Melodien wie die Titelmusik zu „Das Boot“ oder dem „Tatort“ eigentlich unverzichtbar sind. Doch merkte man der Band auch bei diesen eigentlich kaum noch spielbaren Nummern an, dass sie selbst daran gewaltigen Spaß hatten. Und der übertrug sich nahtlos auch auf das Publikum.