Bei Keb‘ Mo‘ kann man sicher sein, was man bekommt: Sanfte Bluessongs voller Wärme zwischen New Orleans, Texas und einem warmen Strand in der Karibik. Seine Songs beißen nicht, man könnte sie gut als Hintergrund in einem schicken Latte Macchiato Laden laufen lassen. Doch dabei würden einem einige wirklich gute Songs durch die Lappen gehen.
 

Ich geb es gerne zu: Ich hab früher den Songwriter Keb‘ Mo‘ gerne mal verächtlich als Bluesman für Schwiegermütter bezeichnet: Zu easy goin, oftmals zu dicht an oder jenseits der Kitsch-Grenze. Nach einem Song wie „The Worst Is Yet To Come“ muss ich mich hier wirklich mal entschuldigen:

Was Keb‘ Mo‘ hier mit kurzen Strichen malt, ist eine Bluesgeschichte, wie man sie kaum besser erzählen kann: Erst wacht man auf der falschen Seite des Bettes auf am Morgen, kein Frühstück, nichts zum Mittagessen – dafür kommt die Kündigung, weil die Fabrik schließt. Und immer dieses Gefühl: Das Schlimmste kommt noch. Auf dem Weg nach Hause gibt das Auto den Geist auf. Klar scheint die Sonne. Aber die Frau hat die Wohnung leergeräumt und nur der Hund hat zum Abschied noch auf den Boden geschissen. Selbst die Wanzen machen sich davon. Aber das Schlimmmste, kommt sicherlich noch! – Großartiger Song, locker flockig gespielt mit Colin Linden an der Mandoline und Mo‘ am Banjo, mit Gospelorgel und einem Rhythmusteppich von Schlagzeug und dem Klatschen des Chores. Das ist eindeutig ein Meisterwerk!

Auch andere Lieder auf dem Album haben mich gehörig überrascht. Bei dem von Jimmy Rogers geschriebenen „That‘s Allright“ (nicht zu verwechseln mit dem Elvis Hit von Arthur Crudup!) vertieft er sich richtig in den betrogenen Ehemann, der nicht in die Wohnung darf, weil sie grad mit einem Anderen das Bett zum Einsturz bringt: Well, there’s one thing certain woman, without a doubt, If I can’t come in, that sucker sure better not come out” Dazu ein eine stoische E-Gitarre und ein drohendes Schlagzeug von Steve Jordan. Beim Slide-Solo wird trotz der scheinbaren Harmonie deutlich: hier ist jemand wirklich kurz davor, zuzuschlagen. Gleich hinterher dann ein Ausflug in den klassischen Jazz von New Orleans: „Old Me Better“ ist die fröhliche Absage an die Hochzeit, weil er das alte Ich besser mochte, als das, was die Frau seines Lebens aus ihm gemacht hat: Du magst den Gentleman, doch ich find den Typen besser, der Party machte nächtelang und einfach mehr Spaß am Leben hatte.

Ganz ohne Kitsch kommt auch diese Scheibe nicht aus – doch BLUESAmericana ist für mich das Beste, was ich von diesem Songwriter gehört habe!