Auch auf seinem bislang zehnten (wie immer nur rein digital veröffentlichten) Album, bleibt der niederländische Songwriter Joos TVD alias The Vanished Dutchman vor alleim eines: unwahrscheinlich unterhaltsam. Musikalisch erkundet er auf „I Mimic Me“ so ziemlich jedes Territorium zwischen Rock, Fusion-Jazz, Pop und sogar Blues.
Mit Blues hat es der Multiinstrumentalist eigentlich nicht so. Umso überraschter war ich, als ich auf der Tracklist des neuen Albums einen Titel namens Ballroom Blues entdeckte. Doch wer jetzt auf die heiligen zwölf Takte wartet, der kennt Joos TVD schlecht. Denn das Stück über vergebliche Versuche, als jemand anderes wahrgenommen zu werden ist anfangs Rock, zwischendurch bricht es kurz in swingende Jazzgefilde auf. Und insgesamt ist das wieder ein melancholisch-humorvoller Song, wie ihn heutzutage vielleicht auch Zappa hätte schreiben können. Der Anfang von „I Mimic Me“ hatte mich da musikalisch schon mehr überrascht. Denn Stücke wie „Cowboy On The Moon“ oder „Velvet Shoes“ perlen zunächst elegant wie der jazzige Pop von Steely Dan.
Was mir besonders auffällt, ist die Melancholie der Lieder, die oft nur wenig von der Musik verstellt wird. Hier – und damit sind wir beim Titel des Albums – versucht der Künstler, sich selbst als Kind nachzuahmen. Und natürlich ist das zum Scheitern verurteilt. Was unwahrscheinlich schade ist. Denn als Erwachsener ist man bei aller Anstrengung oft nicht mehr als ein „Cowboy On The Moon“, also völlig am falschen Platz, man begeht unablässig sozialen Selbstmord, wenn man sich um die Regeln nicht schert.
Selbst die Beziehungen drohen an solchen Banalitäten zu scheitern, dass man selbst seine Katze liebt, während die Partnerin in ihren Hund vernarrt ist und die beiden Tiere sich vertragen wie Schweine und Frösche. Also wie sprichwörtlich Hund und Katze.
„I Mimic Me“ – ein tolles Album musikalisch und auch von den Texten her. Und auch wenn hier die Musik ganz dem Thema entsprechend Stile der letzten Jahrzehnte nachahmt, heißt dass noch längst nicht, dass die Stücke von Joost van Dinther nicht äußerst orginell wären. (bandcamp)