Ein zutiefst sentimentales Album mit Jazzstandards der zwanziger bis vierziger Jahre veröffentlichte Dr. John 1989.
Das hatte die Musikwelt eigentlich nicht erwartet: Bei seinem 1989 erschienenen Album „In A Sentimental Mood“, immerhin dem ersten bei einem Major-Label erschienenen Studioalbum innerhalb von zehn Jahren interpretierte Dr. John Jazz-Standards aus den zwanziger bis 40er Jahren. Und das durchaus dem Titel entsprechend: sentimental bis zumAnschlag und opulent arrangiert.
Da schmelzen die Streicher und verbreiten eine schonnichtmehrdezente Atmosphäreeines leicht schmuddeligen Luxuskasinos in einer frühen Morgenstunde in Las Vegas. Dazu perlen leichte Pianoläufe – und dann diese Stimme. Knurrend aber fast resigniert presst der Dr., der quasi im Alleingang den psychodelischen Voodoo-Funk aus der Taufe gehoben hatte, alte Songs hervor. Doch dann gibt es immer wieder Momente, in denen das alte Feuer durchbricht. Etwa wenn er mit der großartigen Rickie Lee Jones den Musical-Klassiker „Makin Whoopee!“ zelebriert. Dann wird klar: er hat seine Verführungskünste noch immer, der Nighttripper. Oder wenn das Piano plötzlich in einen Groove verfällt, der einen aus Vegas ohne Umwege nach New Orleans versetzt. Dann lehnt man sich zurück und genießt einfach den Abend mit einer großartig sentimentalen Platte.