Nach sieben Jahren hat Johnny Winter wieder ein Studioalbum veröffentlicht. Gemeinsam mit jeder Menge Freunden zelebriert er auf "Roots" eine Vorlesung zur Geschichte des Blues.
Was soll man von einem Johnny Winter-Album erwarten heutzutage? Die großen Zeiten des Gitarristen sind ja eigentlich schon länger vorbei. Auch wenn er 2004 mit "I'm A Bluesman" noch mal eine Grammy-Nominierung erhalten hatte. Doch eigentlich kam nach "Let Me In" (1995) nicht mehr so viel Bemerkenswertes.
Jetzt also "Roots", eine All-Star-Session und eine Lehrstunde zur Geschichte des Blues. Winter hat von Robert Johnson ("Dust My Broom") über T-Bone Walker (T-Bone Shuffle) und Chuck Berry ("Maybellene") bis hin zu Little Walter ("Last Night") und Jimmy Reed ("Bright Lights, Big City") einen Rückblick auf die Musik seiner Jugend zusammengestellt. Und dass er diese Sachen besser als die meisten weißen Gitarristen seiner Zeit spielen kann, ist bekannt.
Spannend wird "Roots" allerdings – und das kann man als Manko oder als Empfehlung sehen – durch die Beiträge der Gastmusiker. Und hier ist die Riege länger als das Album selbst: So gibt Sonny Landreth dem T-Bone-Shuffle seine patentierten Slide-Sounds. Und John Popper lässt Little Walters Ballade "Last Night" regelrecht erstrahlen. Auch Derek Trucks, Vince Gill oder Produzent Paul Nelson brauchen sich hinter Winters Gitarrenspiel nicht zu verstecken. Ja, ich hab so ein wenig das Gefühl, dass Winter sich selbst bei den Sessions viel zu weit zurück genommen (oder gelehnt???) hat. Sein Spiel lässt das Feuer früherer Jahre vermissen. Und so ist "Roots" zwar von der Songauswahl und der Promidichte ein gelungenes Werk. Doch Johnny Winter hat schon wesentlich bessere veröffentlicht.
very nice article man