mette juulEinen guten Zuspruch erhielten die diesjährigen 32. Eldenaer Jazz Evenings am vergangenen Wochenende. Sie hielten einige Überraschungen parat und stellten die Aktualität des musikalischen Erbes der siebziger Jahre zur Diskussion.

Die Mischung aus Backstein, Jazz und Open Air hat eine gute Tradition. Seit dem 30. Geburtstag vor zwei Jahren setzten das Greifswalder Kulturamt und der Kunstverein ART 7 mit den Eldenaer Jazz Evenings behutsam neue Akzente. Die Initiative „Jazz in Greifswald“ ist als Mitveranstalter hinzugekommen und die bundesweite Ausstrahlung wird über die Qualität der eingeladenen Künstler gesucht. Letztere kommen – wie jeher – aus dem Ostseeraum. Entdeckungen eingeschlossen.

Die Saxophonistin und Komponistin Charlotte Greve ist in Eldena keine Unbekannte. 2008 stand sie bereits im Rampenlicht. Dieses Mal trat sie mit ihrem Lisebeth Quartett auf. In diesem Jahr erhielt die Formation in der Kategorie Newcomer des Jahres den Echo Jazz 2012. Das Lisbeth Quartett setzt auf Melodien und ein ausgewogenes spielerisches Miteinander. Was klangvoll zu Ohr und Herzen gehen mag, zeugt dennoch nicht vom neuesten Materialstand dieser Tage.

Als eine Sängerin von Format präsentierte sich die Dänin Mette Juul. Zusammen mit ihrem Bassisten Morton Ramsbøl und dem Pianisten Heine Hansen pflegte sie eindrucksvoll auf den Punkt kommend Klassiker des Great American Songbook. Mehr noch. Ihre Qualität als Komponistin stellte sie in aller Bescheidenheit und Deutlichkeit bereits am Anfang ihres Auftritts unter Beweis. Nach Joni Mitchells „Be Cool“ gab sie ihren ebenbürtigen Song „In this life“. 2007 gewann Mette Juul den internationalen Jazzwettbewerb in Tallin, ist seitdem ein bekanntes Gesicht der internationalen Jazzszene und konnte für ihr Debütalbum „Coming in from the dark“ ihren Landsmann und Jazzlegende Palle Mikkelborg ins Studio einladen.

Eine respektvolle und herrlich erfischende Verneigung vor dem Jazzpionier Sun Ra gelang Heliocentric Counterblast. Seit zwei Jahren spielt die achtköpfige Band um die Saxophonistin Kathrin Lemke zusammen und vermag es auf ganz eigene Spielsweise ihr Publikum auf einen intergalaktischen Hörausflug mitzunehmen.

Den richtigen Riecher hatte die Eldenaer Jazz Evenings mit dem Jellyfish Jazz Orchestra bereits im vergangenen Jahr. Nach einem famosen Auftritt im Greifswalder Lutherhof (präsentiert von der Wasser-Prawda“ im November 2011 stand rasch danach die Entscheidung für eine Einladung der Formation. Als Vertreter für Mecklenburg-Vorpommern nahm die Bigband im Mai beim Bundesorchesterwettbewerb in Hildesheim teil. Das Ergebnis: Sie setzte sich gegen vierzehn Ensembles durch und wurde die beste Laien Bigband Deutschlands. Die Greifswalder Bachwoche kam in Genuss kurz darauf die Prämierten und deren Können bei Duke Ellingtons „Sacred Concert“ vorstellen zu können. Einen Ausschnitt daraus gehörte einer Setlist bestehend aus guten altem Swing, Latin, Cha Cha Cha und Funk an.

Ein atemberaubendes Duospiel boten die Norweger André Roligheten und Eyolf Dale an Saxophon und Flügel bis zum letzten Ton. Zwischen Free Jazz, fein getupfter Stimmungsmalerei und zeitgenössischer Musik bewegten sich ihre Kompositionen. André Roligheten nutzte sein Saxophon auch perkussiv, spannte mit seiner Wechselatmung zarte, lang ausgehaltene Töne und ließ sein Instrument mittels gezielter Luftstöße wie einen Kontrabass erklingen.

Den Größen des Rock und der Popmusik der siebziger Jahre gab Pascal von Wroblewsky einfühlsam eine lyrische Note. Im neuen Gewand erklangen „Smoke on the Water“, „Riders on the Storm“, „Black Dog“ oder „I´m not in love“. Einen ergreifenden Schlusspunkt setzte sie zusammen mit dem Gitarristen Jürgen Heckel, dem Bassisten Max Hughes und der Schlagzeuger Peter Michailow mit Eric Claptons „Tears in Heaven“. Erst nach dem letzten Ton und nicht nach den ersten Takten brachen die Zuhörenden in Jubel aus.

Foto: Mette Juul aus Dänemark gehörte zu den skandinavischen Stars der 32. Eldenaer Jazz Evenings. (Foto: Uwe Roßner)