Mit seinem Partner an der Harp Phil Wiggins wurde John Cephas oft als legitimer Nachfolger des Duos Sonny Terry/Brownie McGhee betrachtet. Seit 1977 machte das Duo den ragtimelastigen Piedmont-Blues weltweit bekannt.

Auf einer Gitarre für 1.000 Dollar kann man keinen echten Blues spielen, meinte mal ein Freund, als ich ihm beim Label Chesky erschienene Aufnahmen des Bluesduos John Cephas/Phil Wiggins vorspielte.

Ein anderer meinte lakonisch: Da hat sich aber jemand viel Mühe gegeben, dass die Platte so klingt wie eine Aufnahme von Sonny Terry & Brownie McGhee aus den 60ern. Zumindest die zweite Bemerkung führt musikalisch in die richtige Richtung. Denn Gitarrist John Cepas und Harmonikaspieler Phil Wiggins setzen die Tradition dieses legendären Duos fort. Und sie gehören zu der Handvoll Musiker, die von dem neuen Interesse an akustischer (Blues-)Musik in den letzten Jahren profitieren konnten.  So pries die New York Times John Cephas als herausragenden Vertreter des Piedmont-Styles auf der Gitarre, jener ragtimebasierte Art des Fingerpickings, die den Blues der Ostküstenregionen sofort erkennbar macht. Dass für die Aufnahmen bei chesky der Labelphilosophie entsprechend der sauberste und deutlichste Klang verwirklicht wurde, kann man den Musikern nicht vorwerfen. Auch nicht das Bestreben, ihre Musik auf dem höchstmöglichen Level weltweit zu präsentieren. Cephas & Wiggins sind eben nicht Musiker, die frisch von den Baumwollfeldern gekommen sind, um ihren weißen Folkfreunden den alten rauhen Blues zu spielen. Sie waren Musiker, die viel mehr dadurch Bedeutung erlangten, dass sie diesen alten Stil an jüngere Generationen weitergaben und damit am Leben erhielten.

John Cephas wurdeam 4. September 1930 in Washington D.C. geboren. Als Kind einer sehr religiösen Familie wuchs er mit dem Gospel auf. Doch schon bald unterrichtete ihn eine Tante das Spielen der Bluesgitarre. Und von einem Großvater wurde er in die Folklore von Virgina eingeführt. Eine Karriere als Gospelsänger bei den Capitol Harmonizers wurde durch seine Einberufung zum Korea-Krieg abgebrochen. Hinterher versuchte er alles mögliche, um beruflich abgesichert zu sein. Neben dem Gesang arbeitete er so auch als Fischer und in anderen Jobs. Erst in den 60ern konzentrierte er sich mehr auf die Musik als Lebensinhalt. 1977 traf er den 25 Jahre jüngeren Phil Wiggins und spielte seither mit ihm im Duo.

Die beiden Musiker – beide sind gleichzeitig hervorragende Sänger – haben auf ihren zahlreichen Plattenveröffentlichungen vor allem Klassiker des Country-Blues ein neues Leben eingehaucht. Und sie tourten etwa beim American Folk Blues Festival 1982 oder auch im Auftrag der amerikanischen Regierung weltweit – sogar in der damaligen Sowjetunion.

Am 4. Mai 2009 starb Cephas im Alter von 78 Jahren.