In der ostdeutschen Bluesszene gehören die Leipziger Jörg Schneider (g, voc) und Franz Schwarznau (b) nicht erst seit der Band Last Fair Deal zu den bekannteren Künstlern. Wobei man bei Schneiders Solodebüt „Feed That Fire“ auch das Label Americana vergeben könnte. Wenn es einen Beitrag des Ostens zur Popgeschichte in Deutschland gibt, dann ist es eine Sensibilität für Songs und Stories. Stilgrenzen waren und sind dazu da, immer wieder auf der Suche nach dem eigenen Sound überschritten zu werden. Und so sind Mixturen zwischen Blues, Jazz, Folk oder auch Chanson in der DDR niemals außergewöhnlich gewesen.
Auch Schneider & Schwarznau sind Musiker, für die die Songs wichtiger sind als die Zustimmung selbsternannter Stilwächter. Klar ist der Blues bei „Feed That Fire“ die Grundlage. Aber ebenso sind Anklänge an den Country Johnny Cashs zu hören oder den Folk vor, nach und neben Bob Dylan. Und die Kompositionen bieten den beiden Instrumentalisten und ihren Gästen (Matthias Macht – dr, Thomas Hanke – mharm, Ingeborg Freytag – v) den Raum für Improvisationen in jazzigen Zwischenräumen.
Doch all das tritt immer hinter den Songs zurück. Und hier sind die Musiker ziemlich nahe an Bands wie Pass Over Blues oder auch den späteren Zeiten der Band von Stefan Diestelmann, wenn man andere Referenzen will, könnte man auch Songwriter wie Timo Gross oder Hank Shizzoe nennen: Es werden Geschichten erzählt, die einerseits voller Sehnsucht nach der Weite sind, die aber auch melancholische und poetische Blicke auf die Leipziger Heimat werfen ohne dabei provinziell zu werden. Auch wenn das Album schon Ende 2011 erschienen ist, sollte man ihm auch heute noch eine Chance einräumen.