Der beste, im Moment noch auftretende Bluesgitarrist ist ohne Zweifel Eric Clapton. Joe Bonamassa hat das Zeug dazu, eines Tages diese Rolle zu übernehmen. 2010 waren beide beim Crossroad-Festival dabei. Auf Joe´s Europatournee 2009 standen beide zusammen auf der Bühne.<br />    Ich weiß aber auch, dass sich an Joe die Geister scheiden, er polarisiert stark. Es liegt vielleicht daran, dass er oft leicht überheblich wirkt, oder am edlen Zwirn und der Pomade, oder aber auch an seiner Stimme. Diese Stimme kann man mögen oder aber auch nicht. Sein Gitarrenspiel wirkt dagegen oft schon perfekt. Es ist schon beeindruckend, wenn man bei einem Konzert seine Gitarrensammlung sieht, was er diesen Instrumenten entlocken kann.<br />  Wer ist nun dieser Mann, der seit 2000 16 Studioalben, 6 Live-Alben und 10 DVD´s herausgebracht hat und etwa 200 Live-Auftritte im Jahr bewältigt?<br />    &nbsp;

 Joe wurde am 8. Mai 1977 in New Hartford (NY) geboren. Sein Vater besaß ein Gitarrengeschäft und es kam, wie es kommen musste – Joe fing schon mit 4 Jahren an Gitarre zu lernen. Dazu bekam er von seinem Vater eine kleine, im Maßstab gefertigte Chiquita-Gitarre.

Mit 12 Jahren stand er schon mit B.B. King auf der Bühne, mit 14 Jahren begleitete er eine Veranstaltung des Musikgeräteherstellers Fender. Während dieser Reise an der Westküste lernte er Berry Oakley jr., den Sohn des Allman-Brothers-Bassisten, kennen. Bonamassa und Oakley gründeten zusammen mit Erin Davis, Sohn von Miles Davis, und Waylon Krieger, Sohn von Robby Krieger, die Band Bloodline, mit der sie ein Album bei EMI herausbrachten. Mir liegt das selbstbetitelte Album vor.

Es interessant diesen „frühen“ Joe Bonamassa einmal zu beobachten. Man kann schon erkennen, dass dieser junge Mann Potenzial hat, was er bis heute reichlich bewiesen hat.

Bonamassa trennte sich von der Band und begann 2000 damit, eine lange Reihe von Solo-Alben im Studio und bei Konzerten zu produzieren. Ein Meilenstein für alle Bluesliebhaber ist dabei sicherlich das Album „Blues Deluxe“ aus dem Jahr 2003.
Ich liebe dieses Album wegen dem bluesigem Sound aber auch wegen Joe´s Gitarrenspiel. Bein dem dritten Titel „Blues deluxe“ beweist Joe sogar, wie gut er den Blues singen kann.

Acht der Titel sind Cover von den Großen des Blues: Bonamassa spielt Songs von B.B.King und Buddy Guy, von John Lee Hooker, Robert Johnson und T-Bone Walker. Über das Line Up bei dieser CD habe ich leider nichts gefunden. Das kommt davon, wenn man nur mp3-CD´s sammelt. Selbst das Internet schweigt sich dazu aus.<br />     Immer wieder spielte er mit den unterschiedlichsten Musikern zusammen. So war er Mitglied der Black Country Communion, einer britisch-amerikanischen Supergruppe. Zu ihr gehörte Glenn Hughes (ex-Deep Purple) als Sänger und Bassist, Schlagzeuger Jason Bonham, Keyboarder Derek Sherinian und natürlich Bonamassa an Gitarre und Gesang. Nachdem er 2013 die Band verließ, löste sich Black Country Communion auf und des entstand ohne ihn California Breed.

Bemerkenswert ist das Projekt Beth Heart/Joe Bonamassa. Hier kommt die gewaltige Stimme von Beth mit dem imposanten Gitarrenspiel von Joe zusammen. Eine überaus prickelnde Symbiose.Zwei Alben (Don‘t Explain 2011, Seesaw 2013) sind das bisherige Ergebnis.

Abschliessen möchte ich meine kleine Biographie mit dem Hinweis auf das grandiose Konzert „An Acoustic Evening at the Vienna Opera“. Hier zieht Joe alle Register auf seinen Gitarren, dennoch ist das Album anders. Allseits bekannte Songs, wie „Dust Bowl“, „Around The Bend“, „The Ballard Of John Henry“, „Slow Train“, „Palm Trees“, „Helicopters And Gasline“, „Work Up Dreaming“, „Sloe Gin“, „High Water Everywhere“, „Jockey Full Of Bourbon“, „Mountain Time“, „Black Lung Heartache“, „Dislocated Boy“ und „Stones In My Passway“ werden vollkommen unkonventionell dargeboten. Joe ist diesemal nur mit einer Akustikklampfe bewaffnet und anstatt von seiner Stammband lässt er sich zum Teil von Garry O‘Conner (Banjo), Mats Wester (Nyckelharpa), dem Tastenspezi Arlan Schierbaum und Lenny Castro (Conga) begleiten.

 Ich liebe solche Darbietungen, zeigen sie doch deutlicher die Fähigkeiten des Künstlers, als wenn Schlagzeug und Bass nebenher dröhnen. Man darf hier also keinen sonst üblichen Bluesrock erwarten, sondern erlebt hier eine feine, perfekte Handarbeit auf der Gitarre. Ich empfehle aber vor dem Kauf dieser CD/DVD sich einmal auf Youtube einzustimmen. Ich kann mir vorstellen, dass eingefleischte Bluesrockfans von diesem Konzert enttäuscht sein werden.

Bonamassa ist mit der schottischen Sängerin Sandi Thom liiert, was er im Booklet seiner im Mai 2012 erschienenen CD „Driving Towards the Daylight“ unter den Danksagungen bekannt gibt.
Neben seiner musikalischen Arbeit gründete und leitet JB die gemeinnützige Keeping The Blues Alive- Stiftung, um das Erbe des Blues für die nächste Generation durch Musikstipendien zu fördern und um die Musikerziehung in öffentlichen Schulen zu ergänzen.