CoverDass Jeff Bridges ein mehr als brauchbarer Country-Sänger ist, hatte er schon mit dem Soundtrack zu "Crazy Heart" bewiesen. Mit dem selbstbetitelten Album "Jeff Bridges" zeigt er sich nun auch noch als wandelbarer und tiefschürfender Songwriter.

Es war irgend so ein Abend in der Kneipe. Nur die Musik war anders als sonst. Nicht mehr die totgespielten Klassiker und Möchtegern-Klassiker der Rockmusi. Sondern Country. Und das ist nun nichts, was man in dem Laden häufiger hören würde. Aber diese Stimme, diese Verletzlichkeit in den teils hemmungslos sentimentalen Liedern. Jeff Bridges, der Dude, als Sänger? Aber ja doch – es waren die Songs, die den Film "Crazy Heart" schon aus dem Einerlei herausgehoben hatten.

Jetzt also ein neues musikalisches Lebenszeichen von Bridges, produziert von T-Bone Burnett (der auch immer mal wieder an der Gitarre aushilft). Doch wer jetzt hier einfach die Fortsetzung von "Crazy Heart" erwartet, wird wohl enttäuscht werden. Denn die Songs auf dem beim Jazz-Label Blue Note veröffentlichten Album sind mehr als ein wenig grüblerischer und viel weniger zugänglich etwa als das großartige Fallin' & Flyin' vom Soundtrack. Ein paar Sachen hat Bridges selbst verfasst, die anderen Lieder stammen unter anderem von Stephen Bruton und John Goodwin. Es sind durch die Bank weg nachdenkliche Meditationen über die Zerbrechlichkeit des Lebens, über die alles ins rechte Licht rückende Kraft der Liebe oder auch über den Trost, den Bridges im Buddhismus gefunden hat. Musikalisch pendeln die Songs zwischen Country-Folk (The Quest), Blues (Blue Car) und selbst psychedelischen Anklängen. Das geht nicht sofort ins Ohr, das fordert nach aufmerksamen Ohren und dem Griff zum Textheft. Und erst bei wiederholtem Hören beginnt das Album wirklich seine tiefe Schönheit zu enthüllen.

Wer an Campbells letztem Album Freude hatte, sollte hier bedenkenlos zugreifen. Wer aber nur nach dem schnellen Hit, dem witzigen Bonmot oder ähnlichem sucht, sollte weiterhin den Soundtrack zu "The Big Lebowski" hören und sich dabei den Dude in Erinnerung rufen. Aber der Dude singt nicht. Das macht nur Jeff Bridges. Und zwar wirklich gut.