Mit Boom Bop erforscht Gitarrist Jean-Paul Bourelly die Schnittmengen zwischen der Musik der Griot in Nordafrika, dem Jazz-Funk und dem Free-Jazz. Das Album erschien bereits im Jahr 2000 und bildete den Start für weitere musikalische Entdeckungsreisen etwa zur haitianischen Voudou-Musik.
Den Albumtitel „Boom Bop“ kann man durchaus als Beschreibung der enthaltenen Musik verwenden. Denn mit den herkömmlichen Schubladen lässt sich das stilistische Experiment von Sänger/Gitarrist Jean-Paul Bourelly nicht adäquat erfassen: Da ist einerseits die harte vom Blues a la Jimi Hendrix herkommende Gitarre Bourellys, die auch die Erfahrungen der M-Base/Free-Funk-Bewegung von Steve Coleman und anderen Jazzmusikern der New Yorker Szene widerspiegelt. Diese wird kombiniert mit den Gesängen des senegalesischen Griots Abdourahmane Diop, einer afrikanischen Rhythmusgruppe sowie den vom Free Jazz herkommenden Saxophonlinien von Archie Shepp oder Henry Threadgill.
Das Ergebnis der musikalischen Exkursionen fällt dabei ganz unterschiedlich aus: Da gibt es politischen Rap etwa in Invisible Idivisible vor einem düstern rhythmischen Fundament. Oder es gibt eher traditionelleren Afro-Funk-Jazz wie in Gumbe, der aber immer wieder durch die schneidenden Gitarrenlinien Bourellys in die westlichen Großstädte zurückgeführt wird. In Three Chambers of Diop baut er Walls of Sound, wie sie weder im Jazz noch im Rock nach dem Tode von Jimi Hendrix zu hören waren: bedrohlich-düstere Schönheit in atemberaubender Vollendung. Und es wird deutlich, warum Sänger Diop auch als afrikanischer Howlin Wolf bezeichnet wird.
Und dann greift Bourelly in Root One zur akustischen Gitarre und verdeutlicht, wie er sich traditionellen Blues in diesem multiethnisch-multikulturellem Umfeld vorstellt. Allerdings ist in diesem Bereich von anderen Musikern schon wesentlich deutlicher und extremer formuliert worden. Auch wenn nach allmusic.com die Nummer jeden Fan von Jimmy Page glücklich machen würde: das ist der einzige Schwachpunkt des Albums. Hier haben Musiker wie Otis Taylor und andere die besseren Argumente auf ihrer Seite. Aber insgesamt ist das Album eine klare Hörempfehlung für all die wert, die sich von stilistischen Schubladen nicht beeinflussen lassen und die weltmusikalische Exkursionen im Grenzbereich zwischen Funk, Jazz, Griot und Blues interessant finden.