Ein wenig Blues, etwas Country und Songs die mal an Tom Petty, mal an die Byrds erinnern – Songwriter und Gitarrist Jay Ottaway unter Americana einzusortieren ist wahrscheinlich die beste Idee. Oder eben in der Schublade typisch amerikanischer Songwriter, die nicht um den Titel des „Next Bob Dylan“ kämpfen.
Vor allem durch seine konstanten Touren ist Ottaway in Deutschland kein unbekannter Musiker mehr. Da ist es durchaus ein schlauer Schachzug, dass Cactus Rock Records seine Alben hierzulande vertreibt. Und außerdem passen sie hervorragend zu all den amerikanischen rocklastigen oder rockenden Songwritern, die das Label sonst in den paar Jahren seit seiner Gründung unter Vertrag genommen hat.
Dabei ist Ottaway ein Musiker, bei dem Rock nur am Rande und eher dezent daherkommt, wenn man sein 2012 erschienenes Album „Coming Home To You“ als Maßstab nimmt. Am ehesten noch kann man die Byrds als Referenz heranziehen: Hier entwickeln sich melancholische Songs, die so amerikanisch klingen wie deren sonniger Folkrock. Manchmal wird die akustische Gitarre auch von einer prima Bluesharp begleitet (gespielt von ihm selbst oder von Jime Hoke), zuweilen sorgt eine Hammond für die passende Untermalung. Und wenn die Pedal Steel und Geige erklingen, dann ist hier der „echte“ Country, der nicht umsonst „Blues des Weißen Mannes“ genannt wird, zu hören.
Alles sehr sophisticated, sehr dezent und von einer spröden Schönheit. Ein Album, das deswegen mehr als einen Hördurchlauf benötigt. Aber dann beginnt es irgendwann zu strahlen. (Cactus Rock Records)