CoverEinen meditativen und gleichzeitig anregenden Jazz spielt das Nonett Deep Jazz des Münchner Bassisten Jerker Kluge. Die elf Stücke des Albums "The Meeting" sind geprägt von zweistimmigem Gesang und einer einmaligen Besetzung (unter anderem mit Harfe, Flöte und Bassklarinette).

Für viele Hörer ist Jazz der Gegenwart eine Zumutung. Das ist eine Musik, die sich nicht sofort und oft auch nicht ohne Vorbildung erschließt, damit vergleichbar etwa mit großen Teilen der zeitgenössigen "E-Musik". Doch während etwa der Free-Jazz auf die völlige Auflösung der vorfindlichen Gruppen- und Harmoniestrukturen des bisherigen Jazz zielte, gingen parallel Entwicklungen in eine ganz andere Richtung. In den 60er Jahren waren es Veröffentlichungen etwa von John Coltrane oder Charles Mingus, die die modale Spielweise im Jazz etablierten. Alben wie "A Love Supreme" brachten zudem eine spirituelle Ebene in den Jazz. Maßgeblich dafür waren Label wie "Blue Note" und "Impulse!".

Was Jerker Kluge mit Deep Jazz spielt, knüpft an diese Traditionen an und schreibt sie fort. "The Meeting" vereint neun Kompositionen Kluges mit zwei neu arrangierten Klassikern. Entstanden ist der Songzyklus zunächst für ein Konzert beim Bayrischen Rundfunk im Jahr 2010. Die elf Stücke faszinieren nicht nur durch die ungewöhnliche Besetzung der Band und die unbestreitbare Meisterschaft der einzelnen Musiker. Was beeindruckt ist die Leichtigkeit, mit der einen Songs "No Doubt" oder der Opener "Little Sunflower" selbst ohne ein abgeschlossenes Studion der Harmonielehre gefangen nehmen. Ganz unwillkürlich wird man von den eleganten Melodielinien mitgerissen, lauscht der warmen Stimme von Julia Fehenberger oder dem dreistimmigen Satz der Holzbläser. Und wenn dann die Percussion die Musik leicht in Richtung Lateinamerika verschiebt und dazu Andrea Hermenau am Klavier einsteigt, dann ist jegliche Frage nach dem Hintergrund dieser Musik einfach nebensächlich.

"The Meeting" ist eines der wenigen Jazzalben der letzten Jahre, die mich mit dem zeitgenössischen Jazz versöhnen können. Denn es stehen eindeutig die Musik und die Improvisation im Vordergrund und nicht eine aufgesetzte Avantgarde-Vorstellung, die den Hörer von vornherein auszuschließen bereit ist.