Kommerziell war das das erfolgloseste der Alben in der kurzen Karriere von Janis Joplin. Doch das hat sicher nichts mit der Qualität der Musik zu tun. Denn auf dem 1969 erschienenen Werk wurde die Leidenschaft von Joplin für Blues und Soul so deutlich, wie auf kaum einer anderen Aufnahme.
Doch Janis hatte sich mit der Platte und ihrer neuen Band zwischen alle Stühle gesetzt: Sie wollte eine Soulband haben, die ähnlich wie ihr Vorbild Tina Turner und die Stars von Stax Records agieren sollte. Bei Konzerten konnten die farbigen Soulfans wenig anfangen mit der undisziplinierten und in ihren Augen chaotischen Show.
Und die weißen Rockfans in Kalifornien nahmen ihr den Ausstieg bei Big Brother & The Holding Company übel, sprachen von Verrat an den Idealen der Rockmusik. Dies hatte sich allerdings noch nicht bis Europa herum gesprochen. Denn bei ihrer Tournee, die sie auch nach Deutschland führte, wurde sie als großer Star gefeiert.
Musikalisch bietet die Platte eine treibende Mischung aus Soul, Gospelklängen und einer leidenschaftlichen Stimme. Höhepunkt ist „Work Me Lord“, wo Janis in knapp sieben Minuten ihr Leiden an der Welt herausschreit. Doch auch „Try“, „To Love Somebody“ oder das herzzerreißende „Little Girl Blue“ sind atemberaubende Stücke, die sich keineswegs hinter den Liedern ihres letzten Albums „Pearl“ verstecken müssen. Und musikalisch ist „Kozmic Blues“ um Längen besser als „Cheap Thrills“ mit Big Brother.