Von der Sängerin einer Coverband zur Bluessängerin? Für Hilda Lamas aus dem Süden Texas waren nicht nur der Kirchenchor, Gospel und Motown Zwischenstationen auf ihrem Weg sondern eben auch die Musik der 80er Jahre, in denen sie aufwuchs. Nach dem 2009 veröffentlichten Debüt „Latina Soul“ ist „Love Me Alone“ das zweite Album der Sängerin.
Ja, man kann auch im Jahre 2013 noch Bluesalben machen, die in Richtung Mainstream schielen. Ob man damit erfolgreich ist? Das hängt von der angebotenen Musik ebenso ab wie vom Fehlen der Scheuklappen bei den Entscheidern in Radiosendern. „Love Me Alone“ hätte auf jeden Fall Lieder, die den Ablauf eines ganz gewöhnlichen Radiosenders nicht stören sondern im Gegenteil bereichern würden.
Auf „Latina Soul“ hatte Hilda Lamas noch Cover aus Blues, Rhythm & Blues und Soul aufgenommen und diese teils in Englisch teils aber auch auf Spanisch gesungen. Ihr neues Album, für dass sie sich die Lieder von befreundeten Songwritern neu hat schreiben lassen, verzichtet leider auf die spanische Sprache. Allerdings kommen die Latinwurzeln zumindest in Songs wie „No Meaning“ zum Tragen.
Insgesamt macht „Love Me Alone“ auf mich einen zwiespältigen Eindruck. Da sind knallige und deutliche Songs („Take It Like A Woman“), es gibt schöne Bluesnummern („Bluesman In A Three Piece Suite“). Doch dann finden sich Songs, die für mich zu sehr in Richtung des zeitgenössischen RnB tendieren und dementsprechend aller Ecken und Kanten beraubt sind. Hier verschenkt die Sängerin die Chance, sich als eigenständige Blues- und Soulqueen zu präsentieren und will zum Popsternchen werden.
Für mich ein eindeutiger Schwachpunkt ist der andauernde Einsatz synthetischer Keyboardklänge. An vielen Stellen würde ich mir für diese Lieder eine richtig fette Hornsection wünschen. Leider kostet sowas natürlich Geld, was man als Bluessängerin nicht so leicht verdienen kann in diesen Zeiten.