Für viele Fans kam die Ankündigung überraschend: Die Tour zum Album „Night Train To Budapest“ wurde gleichzeitig als Abschiedstour der Henrik Freischlader Band angekündigt. Nach zehn Jahren schickte Deutschlands zur Zeit bester Bluesrockgitarrist seine Gruppe in den Ruhestand. Ausschnitte der Farewelltour hat er jetzt auf seinem Label Cable Car Records veröffentlicht.
Neulich am Tresen während eines Konzertes: „Klar, der Gitarrist ist gut, aber in Deutschland gibt es einfach keinen besseren als Henrik Freischlader.“ Diese Aussage, besonders wenn sie von einem großartigen Gitarristen kommt, ist ebenso bezeichnend wie die besorgte Anfrage, die mich kurz nach Ankündigung der Abschiedstour von Freischlader aus Großbritannien erreichte: Wird er jetzt nie wieder spielen? Bei Fans und Kollegen gleichermaßen Respekt und Anerkennung, ja Verehrung zu finden – und das über die Grenzen Deutschlands hinaus – ist in den letzten Jahren wohl wirklich nur ihm geglückt. Und das liegt nicht nur an seiner technischen Brillanz, sondern vor allem daran, dass Freischlader auch als Songwriter zwischen sämtlichen Stilen immer den richtigen Ton findet.
Wie vielseitig er war, das zeigen die zehn Stücke auf „Live 2014“ wunderbar: Ob der jugendliche Überschwang von „Dissapointed Woman“ im zeitlichen Abstand mit gehöriger Selbstironie aufgenommen oder das lyrische „A Better Man“ den Beginn des Albums markiert: Hier wird Bluesrock ohne zu viele Schörkel gespielt, manchmal wirds funky. Immer aber ist da diese gut eingespielte Band, die das rhythmische und musikalische Fundament für die gitarristischen Exkursionen des Chefs liefert: Ohne Organist Moritz Fuhrhop und die Rhythmusgruppe von Theofilo Fotiadi (b) und Schlagzeuger Dirk Sengotta wäre das Hörvergnügen nur halb so groß.
Zehn Songs zum Abschiednehmen und Erinnern an eine der besten deutschen Bands im Bluesrock: Man darf gespannt sein, was Freischlader nach der selbst auferlegten Pause für neue Wege einschlagen wird. Dieser Band jedenfalls wird mir fehlen! (Cable Car Records)