wie kamen im strudelkreislauf einer polytoxikomanie der kümmelschnaps in die speiseröhre und das nikotin, dieses widerliche gefäßgift, in die verengten gefäße? wie sollte das schwitzige geld in die schlitze der spielautomaten gleiten?
wie das geld für diesen galoppierenden, ausbruchsicheren suchtfleischkreisel anschaffen?

als ich auf den hof der einfamilienscherzartikelfabrik in hamburg gelangte, sprang der schäferhund der scherzartikelfabrikantenfamilie ständig in seinem zwinger im kreis herum. wahrscheinlich ging es einem hund nicht anders als einem menschen.
mitten auf dem gehöft standen metallene vorrichtungen, auf denen braune kringel lagen. ich ging dichter ran und erkannte die dinger als geformte und gebrannte imitationshundehaufen, welche einfach zum trocknen der sonne entgegenlagen.
ein gebückter, hagerer mann kam aus einem anbau. er trug einen einmal blau gewesenen kittel, welcher von oben bis unten braun bekleckert war, in seiner rechten hand tropfte ein pinsel dieselbe farbe ab.
„guten tag, was wollen sie?“ fragte er mich und reichte mir die freie hand. „oh, entschuldigung!“ er streifte die hand an seinem kittel ab und richtete sie ausgestreckt erneut in meine richtung.
„tach‘.“ sagte ich.
„ist doch nur farbe.“ meinte er, und ich griff zu.
der mann klebte ein bißchen.
„ich will tausend stück von diesen dingern!“ sagte ich.
„so viele hab‘ ich nicht!“ sagte er, drehte sich um und ging zurück in seinen anbau. „da müssen sie im haupthaus mit dem chef reden! die schaff‘ ich heut‘ nicht mehr!“
ich schaute durch die offene tür und sah ihn auf einen brennofen zusteuern, sah haufen über haufen um ihn herum und ganz viel braun.

der chef stand von seinem braunen drehstuhl auf, reichte mir die hand und legte ein breites lächeln zwischen unseren abstand.
„hab‘ sie noch nie gesehen…?“ sagte er zu mir.
„guten tag, ich brauch tausend kothaufen!“ packte ich auf sein künstliches lächeln.
„was?“ fragte er mich, ging ans geöffnete hoffenster und rief: „richard!!!“, wartete einen moment und rief erneut: „RICHARD!!!“ richard schlurfte auf den hof. „hier ist ein junger mann, und der braucht tausend haufen!! ham‘ wir soviel auf lager!!?“
„nee, vielleicht achthundert!!“
„dann machst du heute ein bißchen länger, damit er die restlichen morgen nachmittag hat!!“
„morgen sind die gut, die jetzt noch im hof stehen!!“
„wieviele!!?“ schrie der chef.
„fünfhundert!!“ rief richard.
der chef drehte sich zu mir um und fragte: „geht das o.k.?“
„ist in ordnung.“ sagte ich.
„danke.“ sagte er, und: „kommen sie mal mit!“
an sein büro schloß sich ein verkaufsraum an, der mit einem durchgang zum musterzimmer seiner scherzartikel verbunden war.
„das ist mein sohn, der verkauft hier im laden unsere artikel, und hinten, im musterzimmer, zeige ich ihnen gleich das ganze sortiment!“
der erwachsene sohn reichte mir die hand über den verkaufstresen. als ich seine hand annahm, bekam ich einen kleinen kribbelnden schlag und zuckte erschrocken zurück. nur das lachen des verkaufsmannes war zu hören.
„ein harmloser, mechanischer handvibrator.“ lächelte der chef.
im musterzimmer war es bunt. „hier…“ zeigte der chef in die regalreihen, „…hab‘ ich alles was ihr herz begehrt. und da sie nicht alle kothaufen heut‘ gleich bekommen… da habe ich noch andere tolle artikel für sie! hier, kotspray in der dose. damit können sie individuelle formen sprühen, die auch echt wie scheiße stinken. furzspray, da laufen ihnen die kids den laden ein. kotzplatten aus gummi, wenn sie die anfeuchten, erhöht das die optische wirkung. kotze im becher, zum rausnehmen, mit halbverdauten möhrenstückchen, wie glibber. na, und sehen sie selbst, pupskissen, walnüsse mit kondom, nüsse mit damentanga, parfümschachtel mit rausspringender maus, spritzfeuerzeug mit schneegestöber, kaugummi mit pfeffer, ein hüpfender penis, elefantenkondome, abgehackte hände, eine ketchupflasche, wenn man da draufdrückt, kommt blitzschnell ein roter faden rausgeschossen und, und, und, sehen sie selbst…“
ich drehte mich um: „ich nehme zu den tausend kothaufen noch fünfhundert flaschen kotspray, fünfhundert flaschen furzspray, fünfhundert kotzplatten und zweihundertfünfzigmal kotze im becher.“
„kotspray, furzspray, kotzplatten und kotze im becher sind immer im dutzend abgepackt. also dann von jedem artikel vierhundertundachtzig stück?“
„meinetwegen, nur von der kotze im becher zweihundertundvierzig gefäße, und dann können sie mir noch vierhundertundachtzig furzkissen dazupacken.“
„harald!“ schrie der chef seinen sohn herbei, „soviel kothaufen wie möglich auf dem hof zusammentragen, vierhundertachtzig mal kotspray, furzspray, kotzplatten und pupskissen einpacken, zweihundertvierzig mal kotze im becher dazulegen!“
„was???“ fragte der sohn.
„muß ich mich wiederholen!? und wie sagen unsere seit jahrzehnten hier beheimateten gastarbeiter!? PRONTO!!!“
„sagen nur die italiener.“ gab sein erwachsener sohn zurück, und: „becher mit kotze hab‘ ich bloß noch hundertzwanzig!“
„sehen sie, wie das zeug läuft?“ fragte mich der chef. „kommen sie mit, ich mach‘ inzwischen die rechnung fertig.“
in seinem büro sollte ich platz nehmen und tat es auch. „zigarette?“ fragte er mich.
„gerne.“ sagte ich.
ich zündete sie mir an und warf ein: „danke.“ hinterher.
nach zwei oder drei zügen knallte das ding. die zigarette fiel mir auf den schoß, ich hob sie auf, legte sie in den aschenbecher und drückte den drehmechanismus des aschers. der ascher hustete plötzlich wie ums verrecken.
„knalleinlagen und hustender aschenbecher!“ hörte ich den tippenden chef.
„nehm‘ ich auch noch!“ sagte ich ihm.
„harald!“ schrie er, noch fünfhundert tütchen knalleinlagen und achtundvierzig hustenascher!!!“
ich steckte mir eine zigarette von meinen eigenen an und ließ den ascher husten.
der chef druckte mir einen zettel aus und meinte: „hier, ihre rechnung. damit gehen sie den gang runter zu meiner frau und bezahlen, die macht die kasse.“
„was!!?“ schreckte ich hoch, „ich brauch‘ dreißig tage zahlungsziel!“ und drückte den ascher.
„lassen sie doch mal den ascher in ruhe! ich kenne sie doch gar nicht! zahlungsziel kriegen nur alte und gute kunden!!“
„und genau der werde ich!“ gab ich zu.
„vierzehn tage und zwei prozent skonto!“ schien seine zweite und letzte antwort zu sein.
„einverstanden!“ sagte ich.

einige tage später gab ich einer straßendirne den rest vom erlös der sprays und platten für einen dienst im voraus.
„du bist auch kein zivilbulle?“ fragte sie mich ein drittes mal.
„wie oft soll‘ ich denn noch ‚nein’ sagen! hab‘ ich vielleicht turnschuhe an!?“
sie schaute an mir runter: „nee, aber deine haare und so. und dein ganzes verhalten. ich weiß nicht…“
„ich bin kein bulle.“
„was machst du denn, wenn du kein bulle bist?“ fragte sie mich.
„ich bin handelsvertreter.“
„für handschellen oder fensterrahmen?“
„scherzartikel.“ antwortete ich. „ich handle vorwiegend mit gummikotze und kothaufen.“
„ist ja lustig!“ sagte sie und nahm mich endlich mit rauf.

„kümmelschnaps in der speiseröhre… der mann… der sich gefäßverengende…zeit, energie und kreativität… der…alles in glücksspielautomaten versenkende… kreisausbeulende…ausbruchsichere…behaftete… menschen… selbst… hetzender suchtkreislauf… alle sparten…immer wieder…!“
und nach fast zehn jahren glaubte ich zu wissen, ja spürte es sogar, daß fast alle schon einen haufen und mindestens eine platte hatten