War ihr zweites Album „Blue“ eine prima Rockscheibe mit ausgezeichneter Sängerin, so geht die Bare Bones Boogie Band mit „Tattered & Torn“ noch ein Stück fort von den Blueswurzeln hin in Richtung Soul und Rock. Und das führt zu großartiger Musik. Wenn Bands behaupten: Das ist unser bestes Album bislang, dann gehört das zur PR-Folklore, der Spruch ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Wenn Musiker was anderes behaupteten, würden sich die Fans fragen: Brauchen wir das Album wirklich oder sollten wir das Geld nicht lieber in einen Kinobesuch investieren? Wenn die Bare Bones Boogie Band jetzt also „Tattered & Torn“ als ihr bestes Album bislang ankündigt, ist normal. Aber die vier Musiker haben auch recht: Ohne das Konzept einer ganz auf eine fantastische Sängerin eingestellte Rock- und Bluesband zu verraten, sind die Musiker hier wesentlich reifer und die Songs runder und zwingender als auf dem schon sehr guten Vorgänger: Der Opener „Love Like Leather“, der mit sanfter Akustikgitarre beginnt und sich langsam in eine Rocknummer reinsteigert. Oder „Black Coffee“, die lange schon fällige Hymne auf das Getränk, ohne dass der Tag nicht wirklich beginnen kann – verführerisch, rauh und unwahrscheinlich sexy. Oberflächlich gehört gibt es auf „Tattered & Torn“ vielleicht nicht den automatischen Radiohit. Dafür sind die Songs aber schon wegen dieser unwahrscheinlichen Stimme von Helen Turner von einer gewaltigen Langzeitwirkung. Und was ich schon in meiner Besprechung zum Vorgängeralbum gesagt habe, gilt auch hier: Gitarrist Ian Black, Trev Turner (bg) und Schlagzeuger Andy Jones liefern der Sängerin genau die richtige Begleitung. Da werden die Solos sparsam eingesetzt, kommen dafür aber im exakt richtigen Moment. Und jede Änderung der Dynamik machen die drei Herren mit, so dass nichts von den Songs und ihrer Sängerin ablenkt. Und das ist für mich der Inbegriff einer großartigen Band.

„Tattered & Torn“ ist ein Album, das der Band auch international zum Durchbruch verhelfen könnte. Voller Soul, Gefühl – aber mit Ecken und Kanten wird hier zeitgemäßer Bluesrock serviert. Prima!