Was passiert, wenn vier klassisch ausgebildete Musiker beschließen, gemeinsam Folkmusik zu machen? Im besten Fall kommt dabei solch interessante Musik heraus wie bei Harpeth Rising, die gekonnt Einflüsse aus Bluegrass, Folk und Klassik zu einem eigenen Sound verschmelzen.
Und die erste Ursache dafür liegt natürlich schon mal an der ungewöhnlichen Besetzung: Banjo und Fiddle gehören ja schon mal unbedingt zum klassischen Bluegrass – aber ein Cello? Und auch diverse Handtrommeln vermutet man hier eigentlich nicht. Aber wenn Jordana Greenberg (v). Rebecca Reed-Lunn (bj), Chris Burgess (perc), Maria Di Meglio (cello) loslegen, dann ist eines klar: Hier sind Musiker am Werk, die nicht nur einen ungewöhnlichen Sound gefunden haben, sondern vor allem auch eigene Songs schreiben, die sie auch aus dem weiten Feld der heutigen Americana-Szene herausheben. „Seniorita“ etwa kommt daher wie von Leonhard Cohen bei einer feutfröhlichen Siesta in Mexico verfasst. Manchmal fühlt man sich ob der Schwermut auch an 16 Horsepower erinnert (abgezogen die musikalische Härte und die religiöse Unerbittlichkeit). Oder eben wie eine Truppe von Irish-Folk-Musikern, die auf einer Ferienranch und lauter Großstadtcowboys gestrandet sind. Langweilig ist das. Spaß macht das eigentlich die ganze Zeit. Und daher: Harpeth Rising haben mit „The End of the World“ eines der interessantesten Americana-Alben des Jahres 2012 veröffentlicht.