Cover

Die Theatralik und den Humor von Queen zu ihren besten Zeiten verknüpft die polnische Sängerin und Pianistin Gaba Kulka mit der Intelligenz von Kate Bush. Ihr 2009 veröffentlichtes Album „Hat, Rabbit“ ist das, was der Piano-Rock heute braucht.

Der erste Eindruck ist überwältigend: Da jagt eine Frau mit Stimme und den Händen auf den Klaviertasten quer durch sämtliche Stile: Pop, Rock, Jazz, Cabaret, Singer/Songwriter. Und sie tut das mit einer Energie, die sofort ansteckend ist. Mit „Hat, Rabbit“ hat Gaba Kulka nicht nur in der polnischen Musikszene einen Stil kreiert, der so ziemlich einzigartig ist. Man mag zwar das allseits beliebte aber gleichzeitig inhaltsleere Label „Alternative“ für ihren Piano-Rock vergeben. Doch eigentlich ist von ihr und ihren Mitstreitern präsentierte Mischung ganz einfach Pop im eigentlichen Sinne: Lieder, die (egal ob auf Englisch oder Polnisch) sofort ins Ohr gehen, Rhythmen, die nicht nach irgendwelchen Trends schielen sondern einfach nur zu den großen Melodiebögen passen. Dazu eine Band, die sowohl verträumten Pop als auch abgedrehte Rockexkursionen und Ausflüge in den Jazz mitmacht. Und ab und zu ist darin sogar Platz für richtig dreckige Solos auf der E-Gitarre. Und nicht zu vergessen: Gabas Stimme irgendwo zwischen Kate Bush und Laura Newton – oder dann auch wieder opernhaft-jazzig wie Freddie Mercury. Das ist einfach großartige Popmusik!

„Hat, Rabbit“ hat bei seinem Erscheinen 2009 in Polen sofort Goldstatus erreicht und wurde für den polnischen Musikpreis Fryderyki als Bestes Alternative Album nominiert. Gaba Kulka wurde mit selbigem Preis als beste Sängerin des Jahres ausgezeichnet. Dabei war das die erste Platte, die sie mit Band und nicht allein am Klavier aufgenommen hat. Die polnische Presse bezeichnet sie inzwischen sogar als Nationalerbe. Oder sie ruft ironisch dazu auf, diese Sängerin zu stoppen. Denn gegen sie hätte auf Dauer kaum jemand eine Chance. Ich sage jetzt mal: Mich hat seit „Le Pop“ von Katzenjammer keine Popscheibe spontan so begeistert.