„du bist mir nach zwei jahren immer noch so fremd, wie all die nummernschilder der vielen autos auf den straßen! kannst du mir trotzdem, bevor ich mich von dir trenne, noch beim tapezieren des schlafzimmers helfen?“
„ich kann sowas nicht.“ sagte der mann.
„aber du kannst mir doch wenigstens beim schrank abrücken helfen!“
„das kann ich.“ bejahte der mann ihre bitte.
und dann rückten sie beide den schrank ab.
hinter dem schrank lagen zwei postkarten.
erst las die frau die karten, und dann lasen sie alle karten beide zusammen.
auf der einen karte stand geschrieben: KOMM ZURÜCK! ICH VERSTEHE DICH MEHR DENN JE! ICH LIEBE DICH IMMER NOCH!!! DEINE ZWICKY!
auf der anderen karte stand: ICH KOMME!!! DEIN: KNICKY!
die poststempel zeigten, daß die verschickten karten über 2 jahre alt waren.
der mann wartete, bis es an der zeit war, den abgerückten schrank wieder ranzurücken.
der schrank kam ihm schwer vor. der schrank war auch schwer, denn er war noch voller sachen, von einer frau und einem mann.
er stopfte seine hemden, die hosen, socken, slips und eine der beiden postkarten in einen blauen müllsack, streichelte zum abschied das untere ende eines der beiden arme der frau, sah noch einmal den bekleckerten eimer mit einem rest von kleister an und schulterte den müllsack.
der sack war leicht, wie jeder auszug. ‚ein glück!‘ dachte der mann, stieg die wenigen treppen hinab, latschte ein paar straßen entlang und sah etwas entfernt den riesigen hügel der geschlossenen und mit rasen abgedeckten mülldeponie der stadt.
„da könnte man im winter vielleicht rodeln gehen!“ sagte sich der mann, „aber erstmal müssen die blätter fallen, und vielleicht gibt er gar keinen schnee?“ stellte er sich die zukunft pessimistisch vor. die zigarette schmeckte nach lebenslänglich und ein bißchen nach einer straßenlaterne, welche vergessen worden war auszuschalten und mittags immer noch brannte.
er wechselte den blauen müllsack auf die andere hälfte der schulter. und dann, bei seinem nächsten sehen, war sogar die abgedeckte deponie verschwunden.
„sie wird schon noch sein!“ flüsterte sich der mann auf sein gefühl unter dem müllsack, doch auch nach mehrmaligen betätigen eines klingelknopfes in sich selbst, ertönte nicht das summen zum öffnen seiner tür als eingang einer lebensrast, nur das dröhnen einer schweren bluteisernen raupe seiner inneren daseinsschutthalde versuchte rasselnd sich an einer schwammigen pforte des menschlichen vorhandenseins festzufahren. der mann gab seiner fleischlichen raupe gas, drehte sich in seinen ketten, sprang beim hupton eines autos erschrocken von der straße runter und rannte einem kind ins luftbereifte dreirad.
UNTERM SAFT GEHT’S WEITER / 105