In den 80er Jahren feierte James Brown ein Comeback mit Hits wie „Living in America“. In der gleichen Zeit schrieb er gemeinsam mit Bruce Tucker seine erste Autobiografie, die jetzt in einer erweiterten Neuausgabe als Taschenbuch bei Heyne auch auf Deutsch wieder erhältlich ist.

Meine erste bewusste Begegnung mit James Brown geht zurück in den Juni 1988. Ich sitze vor einem kleinen Schwarzweißfernseher und schaue eine Konzertübertragung aus Ostberlin. Während vor dem Reichstag Pink Floyd ein Konzert auch über die Mauer schallen lassen, treten auf der Radrennbahn in Weißensee die Rainbirds und der „Godfather of Soul“ auf. Keine Ahnung, wer der arme Oststaar war, der das Vorprogramm im „Liedersommer der FDJ“ bestreiten „durfte“. Das ist auch nicht wichtig. Auch nicht mehr in Erinnerung der Auftritt der Rainbirds. Ihren Song „Blueprint“ wünschen sich noch heute einige in Kneipen bei DJ-Abenden.

Aber dann das: Ein Konzert beginnt, die sich mir so überhaupt nicht erschließt. Eine Musik, die eigentlich nur noch aus Rhythmus besteht. Eine perfekt inszenierte Show ganz um den Star gebaut. Ich verstand die Musik nicht – und die Power des Auftritts wollte vom Bildschirm nicht überspringen. Der Sound war eh schlimm. Ich schaltete fort. Die Bedeutung von James Brown war mir damals nicht bewusst.

Dann kam die Wende und damit begann die Liebe zu den Blues Brothers ob im Film oder auf Platte. Hier als Pfarrer Cleophus James liebte ich diesen Musiker. Aber der harte und trockene Funk, die Brillanz seiner Songs und seiner Shows erschloss sich mir erst, als das legendäre Album aus dem Apollo den Weg in meine Sammlung fand.

Hier verstand ich endlich, wie groß James Brown damals war, wie er mit seiner Musik den Soul und Funk fast im Alleingang revolutionierte. Und ich spürte, wie der Groove seines Funk noch heute die Leute auf die Tanzflächen treiben kann – jedenfalls diejenigen Menschen, die nicht allein nach den maschinellen Beats von Disco, Techno oder ähnlichen Sounds tanzen können.

In der jetzt bei Heyne neuveröffentlichten Autobiografie „Godfather of Soul“ spielt der Osten Deutschlands keine Rolle. Schließlich geht der ursrpüngliche Text auf das Jahr 1986 zurück, als gerade Browns großes Comeback in den Staaten am Laufen war. Später wurde es mit mehreren Vor- und Nachworten immer auf den aktuellen Stand gebracht.

Brown inszenierte seine Musik und sein Leben immer bis zur Perfektion. Und so lesen sich auch seiner Erinnerungen. Hier schreibt einer, der sich an seine Jugend in absoluter Armut erinnert, der es aber durch seine Musik geschafft hatte, zu einer reichen und einflussreichen Person zu werden. Farbig und mitreißend können wir dem Leben eines jugendlichen Strafgefangenen hin zur Soulmusik verfolgen, lesen über die Entwicklung der Musik zwischen Gospel und Rhythm & Blues hin zum Soul, über Musiker und Plattenmacher. Brown erzählt von seiner Rolle in der Bürgerrechtsbewegung ebenso wie über Begegnungen mit Politikern.

Gerade in späteren Zeiten werden persönliche Fehler nicht wirklich eingestanden, sein persönlicher Drogenkonsum, die Anklagen wegen häuslicher Gewalt und anderes blendet er komplett aus. Darauf gehen dann zum Glück die diversen Ergänzungen ein.
Insgesamt eine unverzichtbare Lektüre für alle, die sich mit der Geschichte des Souls beschäftigen wollen.