Wenn schon bei den ersten Klängen eines Albums die mehr oder weniger zufällig anwesenden Hörer fragen: Wer ist denn das?, dann hat ein Musiker eigentlich alles richtig gemacht. Auf "72 Miles from Memphis" von Ernest Lane trifft das in vollem Umfang zu.
Als Kind lernte er gemeinsam mit seinem Freund Ike Turner das Klavierspielen. Unter anderem bei Pinetop Perkins. Doch Ernest Lane ist bislang hauptsächlich als Solist bekannt geworden. Erst 2004 erschien seine erste Scheibe als Bandleader bei Acoustic Music. Produziert hatte es der deutsche Pianist Christoph Rannenberg. Ebenfalls bei dem deutschen Label und mit diesem Produzenten entstand 72 Miles from Memphis.
Von Anfang an zeigt die Scheibe Lane als vielseitigen und mitreißenden Klavierspieler und Sänger. Ob es nun um Boogie klassischer Prägung geht oder um Soulblues a la Memphis, um funkige Nummern oder Balladen. Unterstützt wird er dabei von einer hörbar gut eingespielten Truppe mit vollem Bläsersatz (was es für mich überraschend macht, dass ausgerechnet Acoustic Music das Album veröffentlicht).
Auf dem Album stimmt für mich jede Nuance. Bloß schade, dass man heute mit Bluesscheiben keine Chance mehr auf Hitparadenplätze hat, wenn man keinen misanthropischen Arzt im Fernsehen spielt. Ernest Lane hätte das unbedingt verdient.