bbarnold bigbillAls junger Musiker hatte Harpspieler Billy Boy Arnold Big Bill Broonzy gefragt, ob er ihn auf einer Plattenaufnahme begleiten würde. Der alte Mann des Chicago-Blues hatte ihn statt dessen an die Aces verwiesen, die damals mit Little Walter zu den Stars des Blues zählten. Jetzt würdigt Arnold Broonzy mit einem der schönsten Akustikbluesalben des Jahres.

Eigentlich ist das kaum zu verstehen: Seit Muddy Waters hat kein Bluesmusiker aus Chicago mehr ein komplettes Album mit Liedern von Big Bill Broonzy eingespielt. Dabei gehörte er doch zu den „Gründervätern“ des Chicagoblues in den 30er und 40er Jahren. Und – so wie Waters nach ihm – er war ein Mentor für zahllose Musiker, die nach ihm in die Stadt kamen. Von seinen Fähigkeiten als Gitarrist mal ganz zu schweigen. Dass jetzt ausgerechnet ein Bluesharpspieler wie Arnold ein Tribute-Album aufgenommen hat, ist da nicht ganz ohne Witz.

Arnold wird begleitet von Produzent Eric Noden an der akustischen Gitarre, Beau Sample am Bass und Rick Sherry am Washboard. Ab und zu wird auch noch eine E-Gitarre oder eine Mandoline eingesetzt (gespielt von Billy Flynn). Und bei einem Lied ist sogar eine Klarinette zu hören. Insgesamt ergibt das einen Sound, der wunderbar an die Aufnahmen erinnert, die Broonzy in den 30ern für Bluebird aufgenommen hat. Das macht – neben Arnolds relxter Stimme und seiner an den ersten Sonny Boy Williamson erinnernde Bluesharp den Hauptreiz des Albums aus: Hier werden (ähnlich wie etwa bei „… First came Memphis Minnie“) nicht nur die Lieder Broonzys der Vergessenheit entrissen. Sie werden auch in einer Art interpretiert, die nahe einer historischen Aufführungspraxis liegt.

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