Als 12jähriger Junge musste Karl May in einer Kegelbahn seiner Geburtsstadt Hohenstein-Ernstthal arbeiten, um Geld für seinen Privatunterricht zu erhalten. Jetzt soll der historische Bau in der Karlstraße 57 abgerissen werden.
Das Bauwerk in der Karlstraße 57 von Hohenstein-Ernstthal dürfte ziemlich einmalig sein: ein Fachwerkhaus, was speziell als Kegelbahn errichtet wurde. Meist wurden solche Anlagen ja in bestehende Gebäude eingegliedert. Doch in der Erzgebirgsstadt steht der Fachwerkbau schon seit Anfang des 19. Jahrhundert.
Durch Karl May erlangte die Kegelbahn große Berühmtheit. 1854 musste er dort zwölfjährig als Kegelbub arbeiten, um den Privatunterricht, welchen er erhielt, finanzieren zu können. Ohne diese Verdienstquelle wäre ihm eine angemessene Bildung verschlossen geblieben. Den Schriftsteller Karl May hätte es folglich nie gegeben, zumal sich in unmittelbarer Nähe der Kegelbahn die Schankwirtschaft Engelhardt befand, wo es eine Leihbibliothek gab, wo er sich als Kind jede Menge (vor allem spannende) Bücher auslieh. Wer den 34. Band der Gesammelten Werke »Ich« aufschlägt, findet zwei Karten von Hohenstein-Ernstthal und Umgebung, die Kegelbahn ist dort eingezeichnet. Viele Karl-May-Freunde aus dem In- und Ausland kommen regelmäßig nach Hohenstein-Ernstthal, um die historischen May-Stätten zu besuchen. Die Kegelbahn gehört dabei zum Pflichtprogramm.
Jetzt hat der Besitzer des sanierungsbedürftigen Gebäudes den Antrag auf einen Abriss der Kegelbahn gestellt. Vertreter der unteren Denkmalschutzbehörde des Landkreises Zwickau müssen jetzt darüber entscheiden. Dagegen hat sich nicht nur im Internet eine Protestbewegung formiert. Vor allem Karl-May-Fans protestieren etwa auf den unten angegebenen Homepage gegen diese Pläne und fordern eine Erhaltung des Bauwerks an der derzeitigen Stelle. Ein Nutzungskonzept soll demnach bereits in Arbeit sein.