Eine Dankmail dafür, dass man Alben kostenlos im Netz herunter lädt? Auch das gibt es im Internet. Denn neben den üblichen Promo-mp3-Liedern gibt es mittlerweile Bands, die einen Großteil ihrer Alben unter freie Lizenz stellt.
Ich bin zur Zeit auf Entdeckungsreise. Schon seit Wochen bin ich weltweit unterwegs auf der Suche nach unbekannter und aufregender Musik. Das schlechte ist: natürlich fehlt mir das Geld, um Soulbands aus Uruguay live zu erleben oder mit linksradikalen katalanischen Ska-Bands zu diskutieren, bei durchgeknallten Franzosen über den Reiz des Dancefloor-Jazz zu reden oder gepflegt in spanischen Blues-Clubs abzuhängen. Das Gute ist: Die musikalische Entdeckungsreise kostet mich nicht wirklich was. Denn man kann all diese Musik im Netz entdecken, anhören und auch mit nach Hause nehmen, ohne dafür zahlen zu müssen.
Angesichts der Krise der Musikindustrie, die seit Jahren versuchen, ihre Umsatzzahlen zu retten und dabei die Entdeckung neuer Künstler fast komplett aufgegeben hat, nehmen immer mehr Bands ihr Schicksal in die eigene Hand. Da gibt es Netlabels, die Veröffentlichungen nur im Internet anbieten. Und dann gibt es Bands, denen auch das schon zu viel ist, die ihre Produktionen gleich unter freie Lizenzen stellen und im Netz selbst bekannt machen.
Eine der Seiten, auf denen sich derartige Musiker treffen, ist jamendo.com. Hier finden sich inzwischen 22297 Alben aus fast allen nur denkbaren Musikrichtungen zwischen Electronic und Punk, zwischen Metal und Techno und selbst klassische Musik, die man durchhören, runterladen und kommentieren kann. Und man muss nicht denken, dass die musikalische Qualität mit den „offiziell“ verkauften Platten beim nächsten Plattenhändler nicht mithalten kann. Denn das Überraschendste für mich war, dass hier eben nicht jeder sein Heimdemo-Tape für alle zum Runterladen anbietet, sondern dass wirklich professionelle Alben von Bands zu finden sind, von denen man eben in der „normalen“ Musikpresse noch nie etwas gehört hat.
Killing Jazz haben es beispielsweise geschafft, zu meiner derzeitig liebsten Swing-Blues-Band zu werden. Und wenn ich demnächst mal wieder Dancefloor-Jazz, Soul und Funk auflegen werde, dann sind da auch Bands wie die französischen Juanitos oder Rubenfunkster zu hören. Das ist Musik jenseits des etablierten Systems. Aber Musik, die man mit gutem Gewissen hören und weiterempfehlen kann.
Und wenn man das tut, bekommt man von den Seitenbetreibern auch noch ein Dankeschön fürs Runterladen. Und das ist in Zeiten, wo die Politiker im Internet immer mehr versuchen zu reglementieren, durchaus auch ein politisches Statement. Außerdem kann man mit dieser unter Creative Commons-Lizenz veröffentlichten Alben auch der GEMA ein Schnippchen schlagen. Denn wenn man beispielsweise seinen Laden nur mit solcher Musik beschallen würde, zahlt man an die Rechteinhaber weniger, als an die GEMA und bekommt einen offiziellen Freistellungsbescheid…