WP--Editorial

Wo liegt die Zukunft des Rock ’n‘ Roll? Wirklich bei Tokio Hotel oder gar den Scorpions? Oder etwa bei Karel Gott und Bushido? Nathan Nörgel outet sich als Retrofan und fragt nach der Bedeutung Greifswalder Bands in den letzten Jahren. Denn wer bitte ist die Echo-Combo?

Ich habe die ganzen Reden um die Zukunft des Rock’n’Roll immer skeptisch gesehen. Es ist so ziemlich jedes Mal eine Prophezeiung mit kurzer Halbwertszeit gewesen, wenn mal wieder ein Rezensent sie erblickt hat. Nun hat mir Kurt Krause vorgeworfen, ich würde diese Zukunft bei den Scorpions und Tokio Hotel sehen. Das hat mich doch ganz schön schlucken lassen. Denn so hat man mich in den letzten Jahren noch nie missverstanden.

Nicht dass ich die Leistung der Scorpions für den Hardrock der 70er/80er Jahre herunterspielen möchte: sie waren wirklich mal ne großartige Band. Aber die letzten 20 Jahre erscheinen sie mir für die Zukunft der Rockmusik eher weniger relevant. Und von Tokio Hotel hab ich wirklich keine Ahnung, will und kann mich also nicht zu diesem Phänomen äußern.
Obwohl es schon erstaunlich ist, dass es nach Rammstein mal wieder neu deutsche Band zu solchem internationalen Erfolg gebracht hat. Aber mit musikalischer Zukunft sollte nicht nur das Lebensalter der Musiker und ihre prognostizierte Lebenserwartung gemeint sein. Und daher: Ich will nicht behaupten, dass diese Jungspunde die Zukunft des Rock sind.

Ebensowenig übrigens wie Karel Gott und Bushido, die sich an dem Neuaufguss von Alphaville in den Zeiten des Hiphop versuchen.
Für mich und meinen musikalisch manchmal durchaus eingeschränkten Geschmack spielt sich die Zukunft der Rockmusik schon häufig im Rückblick auf die Vergangenheit ab. Ich erinnere nur an die Wiederentdeckung des Blues durch Band wie The White Stripes oder The Black Keys. Hier wird gerockt, dass es eine Art hat und der Blues bis auf die Knochen entkleidet und rausgerotzt, dass selbst Bluesrocker wie George Thorogood wie geleckte Schnösel erscheinen müssen. Aber auch die Rückbesinnung auf den klassischen Soul und Funk durch Plattenlabel wie Daptone Records macht deutlich, dass trotz Computerstudios die beste Musik noch immer handgemacht daherkommt. Aber ich möchte nicht festgelegt werden als Zukunftsprophet. Denn ich weiß, dass ich niemals den musikalischen Massengeschmack vertreten kann.

Was mich an den Kommentaren von Herrn Krause aber wirklich betroffen hat, ist die Frage nach der Geschichte. Und zwar der Geschichte der Rockmusik in Greifswald. Hier muss ich massive Bildungslücken gestehen. Hier also mein Aufruf: Wer kann für diese Seiten was über Greifswalder Bands und Musiker schreiben? Zu wessen Musik wurde in den 50er/60er/70er Jahren getanzt? Und wann bitte schön war der erste Auftritt der Echo-Combo? Ich hoffe, dass Ihr Eure Erinnerungen hervorkramt und mir helft, meine Bildungslücken zu füllen. Auf Eure Zuschriften freue ich mich schön jetzt.

Mit freundlichen Grüßen

Nathan Nörgel