Billy the Kid stellt drei aktuelle Live-Alben von Joe Bonamassa, Henrik Freischlader und Mick Fleetwood vor. Nicht alle lohnen es wirklich, dafür Geld auszugeben.

Die Weihnachtszeit naht, Zeit für den einigermaßen solventen Bluesfan, einige Zukäufe zu erwägen, wohl wissend, dass die liebe Frau in dieser Zeit derartigen (in den Augen der Frauen meist unnützen) Anschaffungen nicht ganz so ablehnend gegenüberstehen.

Zur Zeit gibt es mehrere interessante Livealben von Bluesmusikern, die sich um die Käuferschaft bemühen. Aber sind auch alle das Geld wert?

Joe Bonamassa, das neue Blueswunder aus den USA, mittlerweile auch schon über 30, hatte nach dem für Bluesmusiker relativ erfolgreichem Album „Sloe Gin“ jetzt ein Livealbum („From Nowhere in particular“) vorgelegt, nachdem er seine alte Band gefeuert, 30 Kilo abgenommen und sich ein etwas rockigeres Image zugelegt hatte.

Bonamassa ist ein unbestreitbar guter Gitarrist, der im Gegensatz zu z.B. Stevie Ray Vaughn nicht auf ein Instrument und einen Sound festgelegt ist, sondern durchaus verschiedene Sounds und Spieltechniken präsentiert. (Für den Gitarristen unter den Hörern und Lesern: es gibt sogar noch DVDs, in denen JB seine gesamte Amptechnik und Gitarrenausrüstung im einzelnen erklärt- für Freaks sicher interessant).

Das Livealbum beginnt mit seinem neuen Titel „Bridge to better Days“, ein Rockkracher mit nur entfernten Bluesanleihen- Bluespuristen wären enttäuscht. Folgerichtig zitiert er im Soloteil auch das Riff von „Perfect Strangers“, dem Comeback-Titel von Deep Purple Mitte der 80er. Überhaupt liebt er das Zitat an sich- Led Zeppelin werden genauso zitiert wie (erstaunlich für einen Blueser) die Progrocker von Yes mit „Starship Trooper“. Wie leider viele herausragende Bluesgitarristen wie Rory Gallagher oder der oben erwähnte SRV ist er ein eh bescheidener Sänger- der Schwerpunkt liegt eindeutig auf der Gitarrenarbeit. Mir gefällt die zweite CD, die einen Akkustikset enthält, deutlich besser- die macht dann den Kauf dann doch lohnenswert, weil hier nicht die brutalen Soli, sondern die Songs im Vordergrund stehen. Fazit: bedingt empfehlenswert.

Bonamassa hat schon mal mit dem deutschen Bluesmusiker Henrik Freischlader gejammt (s. Youtube). Der wiederum hat nach seinem Studioalbum „Get Closer“, das nach meiner Meinung das beste Bluesalbum eines deutschen Musikers seit Jahren ist (und das mit mit „I give up loving you“ einen echten Hit enthält- auch das geht im Blues noch!!!!), jetzt ein Dreifach- Livealbum vorgelegt. Ein Dreifach-Album ist eine klare Ansage, oder? Und der Mann ist erst 26! Jedenfalls- das ist ein Livealbum!

Freischlader spielt nur Stratocaster, aber das eben in Perfektion. Die Gitarre steht nie im Vordergrund, der Sound ist spitze, die Band groovt wie die Hölle- und der Mann kann singen!! Die Stimme würde man sonst eher einem über 50jährigen gewohnheitsmäßigen Bourbon- Trinker zutrauen, aber sie passt für diese Musik einfach perfekt. Die Songs sind eher am traditionellen Blues orientiert und trotzdem nie langweiliges 3-Akkorde-12-Takte-Einerlei. Und auf der Gitarre hat der Mann wirklich was drauf- soviel wie Bonamassa allemal. Witzigerweise findet man bei Youtube Ausschnitte eines Auftrittes der Freischlader-Band im Sat1-Frühstücksfernsehen- nicht unbedingt der Platz, an dem ich eine Bluesband suchen würde. Aber auch da geht die Band voll ab. Für Technikfreaks- Freischlader spielt die Amps des deutschen Ampbauers Nils Thomsen (Tube Thomsen), die sicher auch mit seinem Sound zu tun haben. Fazit: Empfehlenswert!!

Erinnert sich noch jemand an Mick Fleetwood? Einst Drummer bei John Mayall, machte er sich irgendwann mit dem Bassisten und dem etwas spinnerten Gitarristen dieser Band aus dem Staub und gründete Peter Greens Fleetwood Mac, eine der angesagtesten Bluesbands der späten 60er Jahre. Die Debüt-Platte überholte in den Charts locker mal eben „Abbey Road“, das letzte Beatles-Album (Blues war damals kommerziell extrem erfolgreich- das kann man sich heute gar nicht vorstellen). Green schrieb legendären Weichspüler-Blues wie Albatros und Black Magic Woman, bevor das LSD seinen Geist völlig verwirrte und er z.B. mal darauf bestand, ein ganzes Konzert nur „Black Magic Woman“ zu spielen. Was insofern Tradition hatte, als die erste Platte im Prinzip nur aus unterschiedlichen Versionen von „Dust my Broom“ bestand. Green vermachte seine berühmte Les Paul dem Gitarristen Gary Moore, der damit Jahrzehnte Brachial-Blues verbrach und sie dann für 1 Million Dollar an einen reichen Sammler verkaufte.

Fleetwood änderte nach dem Weggang seiner Gitarristen (auch die anderen Gitarreros dieser Truppe hatten irgendwann nicht mehr alle Latten am Zaun- einer verbrachte Jahrzehnte bei einer obskuren Sekte) die Musik radikal in Pop und machte einige der erfolgreichsten Popplatten aller Zeiten.

Nun ist er zurück im Blues mit dem Album „Blue again“ feat. Rick Vito, wer immer das auch sein mag. Wer Lust auf zwei CDs voller öder Musik hat, muss diese Scheibe kaufen- selten habe ich so uninspirierten Blues in so tröger Votragsweise gehört- einfach grauenvoll. Dabei plündern sie natürlich die Klassiker von Peter Green und andere Songs dieser doch ruhmreichen Band. Vielleicht war Fleetwood das Geldzählen einfach zu langweilig. Wie man hört, tourt er gerade mit dieser Platte durch Deutschland. Na dann…. Fazit. Grauenvoll!