WP--EditorialIn manchen Momenten spielt Musik in der Biografie oder der Geschichte eine ganz prägende Rolle. Man mag das magische Momente nennen – oder seltsame Übereinstimmungen von Stimmung und Musik. Auf der Wasser-Prawda wollen wir solche privaten Momente sammeln.

Magische Momente: Listenwahn oder fragmentierte Geschichtsschreibung als Infotainement?

50 Magische Momente verspricht der Rolling Stone in seiner Maiausgabe. 50 Momente, in denen sich die Geschichte der Popmusik verändert hat. Die Liste – recht vergnüglich zu lesen beim ersten Mal – setzt ähnliche Unternehmen wie die 500 wichtigsten Songs oder die absolut allerwichtigsten Platten des Universums fort. Wenn von einer Platte behauptet wird. sie sei nur die 45 wichtigste überhaupt und man sie selbst für ein absolut umwerfendes Meisterwerk hält, dann kommt man schnell ins Streiten mit den Listenerstellern.

So auch hier: Magische Momente, Zeitpunkte, die für die Geschichte der Popmusik entscheidend waren. Die Liste geht vom 5. Juli 1954 (Elvis Presley erfindet beiläufig den Rock ’n‘ Roll) bis zum Oktober 2005 (Die Arctic Monkeys beflügeln den Web 2.0-Mythos). Dazwischen die üblichen Verdächtigen (Chuck Berry, Beatles, Stones, Dylan, Woodstock,…, Live Aid, Madonna, bis hin zu Napster und dem iPod), alle mit lässig geschriebenen Artikeln versehen, die mir so gar nichts magisches vermitteln wollen. Sondern sie erscheinen manchmal einfach nur als Pflichtaufgaben gelangweilter Redakteure. Schade eigentlich. Aber als abolute Liste, als quasi-Kanon ist so ein Projekt eh zum Scheitern verurteilt.

Listen sind immer etwas subjektives – im Fall des Rolling Stone etwas durchaus redaktionell-subjektives. Die Blattrichtung gibt die Auswahl vor. Im Netz bieten sie daher Platz dafür, dass die Leser eigene Momente zuliefern und die Liste damit ergänzen. Damit sollen nicht nur die „vergessenen“ Ereignisse nachgetragen werden können. Sondern es soll auch Platz dafür sein, die „magischen Momente“ des eigenen Lebens in diesen Rahmen einzusortieren. Und hier wirds spannend. Denn Geschichte ist nur dann wirklich wichtig und spannend, wenn sie einen selbst in irgendeiner Weise betrifft. Wo spielte und spielt Musik in meinem Leben eine Rolle? Welche Erlebnisse verbinden sich mit welchen Bands oder Songs? So könnte – wenn dem auch vielleicht nichts magisches anhaftet – eine spannendes Stück Autobiografie und gleichzeitig Zeitgeschichte vermittelt werden. Mich reizt das Thema jedenfalls ungeheuer. Und ich werde in den nächsten Wochen versuchen, paar kleine Skizzen dazu aus meinem Leben hier zu bringen. Wer Lust hat, kann sich gerne anschließen – auf der Wasser-Prawda oder beim Rolling Stone.