Er war einer der letzten Vertreter des klassischen Rhythm & Blues aus New Orleans. Als Pianist verarbeitete er Einflüsse von Professor Longhair aber auch von den Jazzpianisten Art Tatum und Oscar Peterson. Unter anderem stand der 2009 verstorbene Edwin Joseph Bocage mit so unterschiedlichen Musikern wie Big Joe Turner, Ruth Brown, der Dirty Dozen Brass Band und Wilie DeVille im Studio und auf der Bühne. Seine Lieder wurden von Little Richard, Etta James, Irma Thomas und Robert Parker in die Hitparaden gebracht.
New Orleans ist einzigartig. Auch und vor allem, was die Musik der Stadt ausmacht. Bluesmusiker von dort kann man an ihrem Groove mindestens ebensoschnell erkennen wie die aus Chicago. Und meist verbreiten die aus dem Süden wesentlich bessere Laune mit ihren Stücken. So zumindest Eddie Bo (Edwin Joseph Bocage), der am 18. März 2009 im Alter von 78 Jahren verstarb. Er war einer der letzten „Professoren“ am Piano, bildete mit seiner Musik das Bindeglied zwischen Professor Longhair und dem Pianisten und Produzenten Alan Touissant.
Schon von seinem Elternhaus her war Bo musikalisch vorbelastet: seine Mutter spielte Klavier im Stil von Professor Longhair. Und einige seiner Cousins spielten schon vor dem zweiten Weltkrieg mit Sidney Bechet und in anderen Jazz-Orchestern der Stadt. In seinem Studium beschäftigte er sich dann auch mit dem Klavierspiel von Jazzmusikern wie Art Tatum und Oscar Peterson. Schon in den 50er Jahren war er als Begleitpianist sehr gefragt, stand er mit Big Joe Turner, Earl King, Ruth Brown oder Guitar Slim auf den Bühnen der Welt. Hierfür entwickelte er eine ganz eigene Synthese aus Rock ’n‘ Roll, Rhythm & Blues, Jazz und Funk.
Vor allem in den 60er und 70er Jahren war er vor allem auch als Songwriter und Produzent, und auch als Interpret seiner eigenen Stücke erfolgreich. Titel wie „Check Mr Popey“ (1961), Hook and Sling (1969) oder Check your Bucket (1970) gelangten unter seinem Namen in die Hitparaden. Doch auch Musiker wie Little Richard, Etta James, Art Neville, Irma Thomas oder Robert Parker machten seine Songs zu Hits.
1975 hatte er sich halbwegs aus dem Musikleben zurückgezogen und New Orleans verlassen. Grund dafür war das Scheitern einer Ehe und der Bankrott des Clubs El Grande in der North Rampart Street, in den er eine Menge Geld investiert hatte. So verdiente er für eine Weile sein Geld als Zimmermann.
1989 kehrte er nach New Orleans zurück, nahm unter anderem mit der Dirty Dozen Brass Band auf und nahm für eine deutsche Plattenfirma das Funk-Album „Shoot from the Root“ auf. Daneben war er auch wieder als Clubbetreiber und gemeinsam mit seinen Schwestern als Besitzer eines Reformhauses aktiv. 1999 zerstörte ein Kabelbrand das Haus, wo Bo lebte und sich der Laden befand. Das Feuer zerstörte nicht nur seine zwei Klaviere sondern auch die Master-Tapes zahlreicher veröffentlichter und nicht veröffentlichter Lieder sowie die Noten der Lieder, die er über die Jahre geschrieben hatte. Mit Hilfe eines Benefizkonzertes befreundeter Musiker kam er erst mal wieder auf die Beine.
Als sein Haus durch Katrina zerstört wurde, war Bo gerade auf Tournee in Frankreich. Weil er Erfahrungen als Zimmermann hatte, konnte er sein Haus komplett selbst reparieren.