Die Skeptiker 2009Elf Jahre nach ihrem letzten Studioalbum meldet sich eine der besten deutschen Punkbands mit einer neuen Platte zurück. Fressen und Moral ist ein politisches Statement der Skeptiker zur Zeit und außerdem ein gutes Punkalbum.

Sozialabbau und Bankenkrise, Nazigewalt, Amoklauf – die Themen sind aktuell, die die Skeptiker auf ihrer neuen Platte „Fressen und Moral“ behandeln. Lyrische Vielschichtigkeit darf man hier hier nicht erwarten. Denn wer will sowas von Straßenpunks hören? Hier wird mal wieder abgerechnet mit dem System, der Sound für die nächste Demo geliefert. Wenn auch die richtig platten Mitgröhlparolenlieder fehlen.

Dabei waren die Skeptiker ja nie so platt wie die Parolen, zu denen manche ihre Stücke verkürzt haben (Deutschland halts Maul, Straßenkampf etc sind bei genauem Hinhören eben doch nie so platt gewesen.) Die linksradikale Wut scheint nicht mehr der letzte Antrieb zu sein. Auch der DDR-Bezug ist fast komplett aus den Texten verschwunden. Das macht Fressen und Moral zu einem – man verzeihe mir die Wortwahl – fast abgeklärten Album, was selbst von Leuten jenseits der extremen Linken Spaß machen dürfte.

Wenn man mal das seltsame letzte Stück Alien Nation außer Betracht lässt. Das ist eine Hymne über das ständige Unterwegssein mit Bezügen auf angreifende Aliens oder die ewige Sehnsucht des Seefahrers nach der Ferne. Musikalisch very strange, indeed. Aber eine gute Abwechslung im Haudrauf-Pogo.

Wunderbar altmodisch ist die Musik vieler Titel. Denn hier rockt eindeutig die Band, die mit Songs wie DaDa in Berlin für zahlreiche Jugendliche den Sound zur Wende lieferten. Da ist die unvergleichliche Stimme von Eugen Balanskat, der manche Kritiker schon zu Vergleichen mit Jello Biafra hingerissen hat: vor Wut vibriert die Stimme, Parolen werden rausgeschrien, jede Note ist voller Leidenschaft. Die Kompositionen sind einerseits ein Rückblick auf die Frühzeiten der Skeptiker. Doch manchmal sind auch Anklänge an die Toten Hosen oder an die späten Clash (mit wesentlich mehr Härte) zu hören. Das Album rockt in wunderbarer Manier bis zum vorletzten Stück.