Was für ein Aufreger – Leidenschaft statt Leidensdruck! „Unsere Musik hat immer noch diesen Depeche Mode-typischen, leicht düsteren Charakter, doch ich finde sie wesentlich optimistischer und fröhlicher als auf unseren letzten Alben“, sagte Martin Gore über den 2001 erschienenen kreisrunden Silberling der Band.

Das bis heute umstrittenste Album, welches von Mark Bell produziert wurde, geht nicht sofort ins Ohr. Jemand meinte zu mir, dass dieses Album durch häufigeres Hören gewänne. Er lag bei mir mit dieser These daneben. „Exciter“ ist durchsetzt von meist entbehrlichen, (für DM Verhältnisse) drittklassigen und ärmlichen elektronischen Soundspielereien. Mister Gahan versucht sich dann auch noch im Balladensingen. „Laß es sein! Das ist kitschig!“, möchte man ihm zurufen. Martin Gore kann es einfach besser. Versöhnlich allerdings ist, dass die Tonart Moll nach wie vor der Maßstab ist.

Betrachten wir nun die Schadensgruppe etwas genauer. Thema Songwriting: „Exciter“ birgt einige Perlen insich (z.B. „Shine“, „The sweetest condition“ oder „I am you) – so weit so gut. Aber richtig arg wird es mit dem Sound-Arrangement: Generell erreicht der Sound von „Exciter“ nicht ganz die Tiefe und Eindringlichkeit, die man von seinen Vorgängern her kennt. Die Songs sind langatmig. Sehr elektronische (mal experimentell und mal minimalistisch) Click-And-Sample Beats, die ab und zu mit einer Gitarre kombiniert werden, drücken dem Album seinen stilistischen Stempel auf. Beispielhaft hierfür sei der Opener „Dream on“ genannt. Bei diesem Liedchen klickt es an allen Ecken – und das nervt. „Can you feel a little love“ – Ja sicher, aber nicht beim Hören dieses Songs. Dass es um einiges besser geht, beweisen DM mit dem Song „Shine“ – eine Mischung aus ursprünglichem Wave und TripHop, der durch seinen Sound ein wenig an „Walking in my shoes“ erinnert. Anders „When The Body Speaks“: eine ruhige, betörende Melodie – und dazu die Stimme von Dave. Aua! „I feel loved“ ist der obligatorische Popsong der Platte. Etwas einfallslos zusammengeschraubt – aber naja. Bis zum vorletzten Song clickt und pingelt sich das Album durch den Player, um mit „I am you“ noch einmal aufzumerken. Ein Song, der, angelehnt an den Industrialstil, sich von der vorherigen Klangmasse erfreulicherweise abhebt. Abgeschlossen wird dieses Depeche Mode-Machwerk mit der Ballade „Goodnight lovers“ – diesmal von Gahan gehaucht präsentiert. Das ist dann doch zu viel für mich. Ich sage „Gute Nacht“ zu einem der verzichtbareren Alben meiner Depeche Mode-Sammlung. Es ist mir zu verspielt, zu optimistisch und – der „falsche“ Produzent saß in meinen Augen am Ruder. Allein Dave Gahans Gesang hat Fortschritte gemacht. Man kann nur hoffen, das „Exciter“ ein einmaliger Fehltritt auf dem Weg zu neuen Heldentaten a la „SOFAD“, „Ultra“ oder „BC“ ist. Dieses 2001er Album findet seinen rechtmäßigen Platz neben „Speak & spell“ und „A broken frame“.

Hörempfehlungen: Vielleicht… ach nee, doch nich´ – na gut; „Shine“, „The sweetest condition“ und „I am you“