CoverMit seinen ersten Alben hatte sich Biber Hermann als einer der führenden Vertreter des akustischen Blues in Deutschland etabliert. Mit "Love & Good Reasons" präsentiert sich der Sänger und Gitarrist als ein gefühlvoller Songwriter zwischen Folk, Blues und europäischen Traditionen.

Nein, es braucht nicht unbedingt die rauhen und rockenden Töne in der Musik. Manche Botschaften müssen sanft verpackt werden, um durch die Hintertüre in den Kopf und ins Herz zu gelangen. Erst dann können sie ihre heilende Wirkung entfalten. Ja, der Blues ist ein "Healer" – man kann die Botschaft des seligen John Lee Hooker niemals genug wiederholen. Aus der Traurigkeit, der Melancholie und der Niedergeschlagenheit wächst dem Musiker ebenso wie dem Zuhörer eine Kraft zu, die weit über die zwölf Takte hinaus reicht. Biber Hermanns aktuelles Album ist zwar nur noch zeitweise ein Blues-Album. Doch die elf Lieder auf "Love & Good Reason" gehören alle in diese Kategorie der heilsamen leisen Musik.

Wenn man Stücken wie "Soviet Baby Blues" mit seiner klagenden Slide-Gitarre hört, dann kann man verstehen, warum Biber Hermann einen solch grandiosen Ruf in der Szene der akustischen Blueser hat: Hier hat einer sein Handwerkszeug nicht nur gelernt sondern über die Jahre verinnerlicht. Das macht die Scheibe an sich schon hörenswert. Doch dann sind es beim zweiten, dritten oder zehnten Hören immer mehr die Geschichten, die er erzählt, die diese Scheibe zu einem kleineren Juwel machen: Klar sind es manchmal die seit Anbeginn vorhandenen Sprachbilder, die einem begegnen. Doch die Lieder insgesamt sprechen so eine persönliche Sprache, dass die Zitate als solche erkannt und als nötige Stilmittel einfach wichtig sind. Biber Hermann singt nicht nur über Party und Liebe, wie es mittlerweile zu viele Bluesmen in aller Welt tun. Seine Lieder gehen tiefer, greifen die Politik ebenso an wie sie an das tiefe Sehnen der Seele nach Transzendenz rühren. Und das alles ganz leise und unaufdringlich. Aber immer wirksam – ob er nun allein, im Duo oder mit ganzer Band vor dem Mikrophon steht.