Zwei Slide-Gitarristen treffen sich irgendwann und gründen eine Band. Jahre und Alben später sind Delta Moon aus Atlanta noch immer unterwegs. Ihr achtes Album „Cabbagetown“ vereint Songs zwischen Bluestradition, Rock & Roll-Träumereien und politischen Statements.
Wenn irgendwann der Song „Refugee“ beginnt, da haben einen Tom Gray, Mark Johnson und ihre Kollegen schon gefangen genommen mit ihren rauhen und herzlichen Rocksongs zwischen Träumerei über die Möglichkeiten („Maybe Tomorrow“, „Coolest Fools“), und das Unterwegssein. Das sind – anders als bei den ganz frühen Alben von Delta Moon – Songs eher aus der Rootsrockecke als aus dem Blues sind das, humorvolle Bemerkungen (21st Century Man) und Kleinstadtgeschichten genau in der Art, wie ich das seit Jahren von der Band kenne und liebe. Auch die altmodische Aufforderung, doch gemeinsam zu singen, als dass man aufeinander schießt, passt genau in den Rahmen.
Doch dann das: Ein Groove tief aus dem Delta, ein stoisches Riff der Gitarren, ein perlendes Kneipenpiano und eine von verschiedenen Stimmen erzählte Geschichte. Plötzich ist man mitten drin in der Flucht übers Mittelmeer. Delta Moon erzählen aus der Sicht der Flüchtlinge, die man kurz in den Nachrichten sieht, die es aber kaum wirklich bis in unsere Nähe packen. „Refugee“ ist ein musikalisch und textlich perfekter Track, ein Song, den man nicht oft genug spielen und hören kann.
Auch was die Band aus Son House’s „Death Letter“ macht, ist beeindruckend. Ein aus dem Hiphop stammender Beat, ein knarzendes Bassriff, die Gitarre kommentiert mehr den Sprechgesang. Und die Harp bringt dann die Bluesnote hinzu, die die Version komplettiert. Toll!
Wer Slidegitarren nicht mag, braucht sich um Delta Moon nicht zu kümmern. Alle, die Blues, Rootsrock und Americana mögen, sollten spätestens jetzt die Band für sich entdecken. „Cabbagetown“ ist ein Album, das für mich noch den preisgekrönten Vorgänger „Low Down“ übertrifft, zumindest durch eine umwerfende Coverversion und einen Song, wie er heute kaum wichtiger sein kann.