Erster überregionaler Star der Mundharmonika aus dem Bereich des Blues war De Ford Bailey, ein 1899 geborener Musiker. Heute wird Bailey als einer der ersten Country-Stars überhaupt gesehen – doch das komische daran ist: Bailey war ein Farbiger. Er gehörte zur ersten Generation der jahrzehntelangen Institution der Country-Musik, der Grand Old Opry in Nashville.
Bailey spielte mehrere Instrumente in seiner Karriere. Bekannt wurde er allerdings als „Zauberer“ auf der Mundharmonika. Das Spiel auf der Harp hatte er schon als dreijähriges Kind begonnen, während er sich von einer Erkrankung mit Kinderlähmung erholte. Ein Jahr lang musste er damals im Bett liegen und konnte nur den Kopf und seine Arme bewegen. Nachdem seine Mutter bereits gestorben war, als er erst ein Jahr alt war, wuchs er bei seiner Tante und einem Onkel auf. Als dieser Manager einer Farm in Tennessee wurde, zog die Familie 1908 in Richtung Nashville. 1918 schließlich zogen sie direkt in die „Hauptstadt“ der Countrymusik.
Ab 1925 trat Bailey in verschiedenen Radiosendungen der Stadt mit seinen Harmonikasolos auf. Besonders der „Pan American Blues“ wurde zum Hit und zu seinem Markenzeichen. Hier zeigte er sich als Meister der „Zugnummern“, einer der Glanzpunkte von Mundharmonikaspielern bis in die Gegenwart. Von 1926-1941 trat er jede Woche auf und wurde als „Hexenmeister der Harmonika“ gefeiert. Und wahrscheinlich wusste kaum einer der zahlreichen Radiohörer, dass dieser Mann ein Farbiger war.
Das Nachahmen von Geräuschen aus der Umwelt zeigte den Virtousen im Unterschied zum Amateur, der sich auf das Melodiespiel in der Band konzentrierte.Neben Zügen wurden vor allem Fuchsjagden (mit dem Bellen der Hunde und auch mit in die Jagd eingreifenden Katzen) oder gar Gefängnisausbrüche als Solonummern gespielt.
Baileys Karriere als Musiker endete 1941, als er von der Grand Old Opry gefeuert wurde. Damals gab es einen Lizenzstreit juristischen Broadcast Music Inc. (BMI) une der American Society of Composers,Authors and Publishers(ASCAP) Aufgrund der Auseeinandersetzung durfte Bailey seine bereits auf Platte veröffentlichten Songs nicht mehr im Radio spielen. Von einem Tag auf den anderen hätte er ein komplett neues Programm erarbeiten müssen, was er nicht verstand.
Von da ab lebte Bailey in Nashville als Schuhputzer und trat nur noch vereinzelt live auf. Aus Bitterkeit über den Rausschmiss lehnte er in den 60er und 70er Jahren die meisten Angebote von Funk und Fernsehen ab. 1982 starb Bailey in Nashville. 2005 wurde er endlich in die Country Music Hall of Fame aufgenommen.