Wenn irgendwo drauf steht, es handele sich um die „langerwartete Fortsetzung“ zu etwas, dann sollte man sowohl als Fan als auch als Leser äußerst vorsichtig sein. Auch Ernest Cline’s Nachfolger zu „Ready Player One“ ist leider nicht viel mehr als ein verwässerter Neuaufguss des Originals mit einem nur mäßig überzeugenden Plot.
Was macht man, wenn man als nerdiger Teenager plötzlich zu einem der reichsten Menschen der Welt geworden ist? Wade Watts aus „Ready Player One“ wird zum Arschloch, zum Einzelgänger, der selbst seine Mitstreiter von früher von sich stößt, wenn sie seine Meinung nicht teilen können. Die „OASIS“, virtuelle Fluchtwelt einer dem Ende entgegentaumelnden Erde, hat die Macht so ziemlich über die gesamte Welt übernommen, sichert die Verbrechensbekämpfung vor Ort ebenso ab, wie Medien, Wissenschaft und Unterhaltung. Wade Watts gefällt sich als sporadischer Wohltäter, der seinen ehemaligen Nachbarn aus dem Ghetto Wohnungen zur Verfügung stellt und die Versorgung armer Jugendlicher mit Nahrung und Online-Zugängen absichert. Daneben plant er die Flucht ins Weltall mit einem atomgetriebenen Raumschiff. Und dann erwacht eine künstliche Intelligenz in der OASIS zum Leben und droht mit Massenmord.
Einen spannenden Roman hätte man daraus schaffen können. Doch Ernest Cline schafft hier keinen mitreißenden Plot wie noch im ersten Teil. Die Figuren bleiben schematisch, die Aufgaben sind längst nicht so mitreißend wie noch im Vorgänger. Spaß macht am ehesten noch der Ausflug auf einem dem Musiker Prince gewidmeten Planeten samt musikalischem Arena-Kampf und göttlichen Interventionen bei kritischen Nachfragen zur Leistung des Künstlers.
Als Leser stolpert man den Helden hinterher und kann kaum nachvollziehen, warum gerade diese Schauplätze der Aufgaben gewählt wurden (mal ehrlich: wer hat es ohne bleibende Schäden überlebt, das „Simarillon“ zu verinnerlichen inklusive sämtlicher nicht veröffentlichter Notizen und Vorentwürfe?). Die Kämpfe überzeugen nicht, weil die Gegner kaum an den Oberschurken des Buches heran reichen.
„Ready Player Two“ ist somit leider nicht mehr geworden als eine seltsam zusammengestückelte Forsetzung zu einem mitreißendem Roman, der eigentlich in sich abgeschlossen ist. Damit teilt das Buch das Schicksal der zahllosen Remakes, mit denen der Kino- und Streamingmarkt seit Jahren überschwemmt wird. Sowas sollte man sich sparen. Wer gute Romane über künstliche Intelligenzen lesen will, wird anderswo fündig. Ob Spielberg auch diesen Roman verfilmen wird, bleibt abzuwarten. Ich würde ihm davon abraten.