Knapp ein Jahr nach seinen „Blackbird Diaries“ veröffentlicht Dave Stewart das zweite Soloalbum, dass er in den Blackbird Studios in Nashville aufgenommen hat. Unterstützt von Sängerinnen wie Joss Stone oder Alison Kraus serviert er wieder eine Mixtur aus Rock, Bluesrock, Balladen und etwas Country-Feeling.
Dave Stewart platzt zur Zeit scheinbar vor Arbeitswut. 2011 stand er ja außer mit seinem Soloalbum auch mit diversen anderen Projekten im Focus der Öffentlichkeit: Natürlich war da der absolute künstlerische Fehlschlag mit SuperHeavy aber auch für Joss Stone stand er als Partner und Produzent ihres damaligen Albums bereit. Komischerweise sind die „Blackbird Diaries“ dabei für mich mit den angenehmsten Erinnerungen verbunden. Denn so eine erdverbundene Musik, die auch vor Ecken und Schroffheiten nicht zurückschreckt, hätte ich von ihm eher nicht erwartet. „The Ringmasters General“ setzt genau dort an und schreibt die Geschichte noch ein Stück besser weiter.
Das geht schon mit dem vorwärts rockenden Opener „I Got Love“ los: Unterstützt von Joss Stone knallt einem der knackige Sound in die Ohren und direkt in den Bauch. Es ist etwas großes, sich geliebt zu wissen. Doch gleichzeitig hängt einem die Vergangenheit noch so an, dass die Freude immer eine zwiespältige ist. Es sind Songs über Liebe und das Scheitern von Beziehungen aber auch über die Banalität der Gegenwart mit ihren scheinheiligen und verlogenen Erfolgsgeschichten, die Stewart hier erzählt. Ein wenig sieht er sich hier als außenstehender Beobachter des Geschehens, etwa wie ein Clown in einem Fellinifilm. Oder eben der Zirkusansager in der Mitte der Arena. Bis er dann zum Schluss „A New Song For Nashville“ anstimmt im lupenreinen Country als Liebeserklärung an seine heimliche Heimatstadt in musikalischer Sicht.
Gegenüber der „Blackbird Diaries“ wirkt das neue Album auf mich wesentlich geschlossener und durchdachter. Das mag auch an den musikalischen Mitstreitern im Studio liegen. Denn Sängerinnen wie Stone, Kraus, Jessie Baylin oder Diane Birch zwingen Stewart einfach dazu, sich auf ganz verschiedene und jeweils reizvolle Kombinationen einzustellen. Und so sind die Stilwechsel zwischen trockenen Rockern (die manchmal fast an die Heftigkeit von Lou Reed erinnern, bluesigen Balladen und Country-Sentiment niemals willkürlich sondern sie bilden über Albumlänge einen logisch erscheinenden Bogen. Wenn Stewart künftig nur noch soche Alben schreiben würde, wäre ich glücklich. Von SuperHeavy wird man hoffentlich nie wieder etwas vernehmen.{module nathan}