Darf man tanzen in Auschwitz? Tanzen vor den Bahngleisen, wo Millionen Menschen in den Tod gingen? Tanzen in Theresienstadt? Selten hat ein kleiner Dokumentarfilm so viel Aufsehen erregt wie Jane Kormans Kurzfilm „Dancing Auschwitz“.
Es war eine Reise in die Vergangenheit ihrer Eltern, die die australische Filmemacherin Jane Korman 2009 unternahm. Gemeinsam mit ihrem Vater, der Auschwitz überlebt hatte, und ihren Kindern fuhr sie nach Polen und Tschechien. Und sie suchte nach Bildern für das Überleben. So entstand ein Tanzvideo zu Gloria Gaynors „I will survive“. Getanzt wird in Auschwitz ebenso wie in Prag oder Theresienstadt. Die Partyhymne Gaynors kann ihre ganze Stärke entfalten, die sie in besoffenen Kneipennächten immer wieder verliert.
Manche sprachen sofort von Geschmacklosigkeit. Doch was die Tanzszenen wirklich aussagen ist: hier kann ein Überlebender heute mit gutem Gewissen sagen: Ich habe überlebt. Ich habe jedes Recht dazu, hier zu tanzen.
Was sofort nachdem der Film von der Autorin bei youtube gepostet wurde folgen musste, war ein Protest von Sony. Schließlich kann es ja nicht angehen, dass man eine von ihnen besessene Aufnahme für ein Kunstrprojekt einfach verwendet. Doch Korman hat dieser geschmacklosen Copyright-Klage ein Stück entgegen gesetzt. Sie hat „Dancin Auschwitz“ in einer Stummfilm-Variante neu gepostet. Und sie hat in einem weiteren Streifen Gespräche mit ihren Eltern zur Frage des Überlebens und zum Jüdischsein veröffentlicht.