Mittlerweile kommt es nur noch selten vor, dass ich Platten rein auf Verdacht hin kaufe. Passiert ist mir dies mit dem 2005 erschienenen Album „I think it’s going to rain today“ des 1965 geborenen Sängers und Saxophonisten [[Curtis Stigers]]. Wahrscheinlich waren es die beiden ersten Titel der CD, die Bluesklassiker „My Babe“ (Willie Dixon) und „That’s Allright“ (Arthur Crudup – ja genau das Lied, mit dem die Karriere von Elvis damals gestartet ist), die mich neugierig machten.
Den Namen hatte ich zwar schon mal irgendwo gehört – doch damit verband sich überhaupt keine akustische Vorstellung. Seine Pophits von Anfang der 90er Jahre („I Wonder Why“, „You’re All That Matters To Me“) waren ebenso an mir vorbeigegangen wie seine Mitwirkung am Soundtrack von „Tho Bodyguard“ (bin ich froh, dass ich diesem Film bis heute entgehen konnte…). Auch seine Hinwendung zum Jazz seit Ende der 90er hatte ich nicht registriert.
Das vorliegende Album war also zumindest dem Namen nach Neuland. Akustisch trifft das eher weniger zu. Angenehm zu hörender und niemals aufdringlicher Schmusejazz a la Norah Jones könnten uneingeweihte Hörer sagen. Und hätten so ganz unrecht nicht. Vergleiche sind auch möglich mit Harry Connick Jr. oder (wenn auch die vokalistische Brillianz fehlt) mit Al Jarreau. Also: gepflegt perlendes Piano (wahlweise auch eine Hammond-Orgel), sanft gezupfter Bass, dezentes Streicheln über die Becken und dazu ab und an noch Saxophon und Trompete – und ein Sänger, der sich bemüht, niemanden aufzuwecken, der über seinem Cocktail eingeschlafen ist. Sehr angenehme Musik für einen solchen Abend. Für engumschlungene Tänze in schummrigen Bars ebenso. Aber ansonsten „mostly harmless“.