Blues aus Kanada – oder besser: zumeist düsterer Bluesrock findet sich auf "Original Sin". Das Album wurde 2011 vom Carolyn Fe Blues Collective veröffentlicht und hätte eigentlich auf die Nominierungsliste für die besten Bluesalben gehört.
Hab ich die letzten Jahre komplett verpennt? Oder warum bekomme ich erst seit etwa einem Jahr mit, dass mehr und mehr der bemerkenswerten Veröffentlichungen im Blues von starken Frauen stammen? Klar gibt es die alten und jungen Bluesmen noch immer. Aber spannend wird es für mich immer gerade dann, wenn da eine Frau ihre Geschichten in Blues verwandelt. Nehmen wir allein paar bemerkenswerte Veröffentlichungen im Jahre 2011: Da zeigt sich Samantha Fish mit ihrem Debüt "Runaway" als eine mehr als begabte Songschreiberin. Sunday Wilde definiert mit ihrem "What Man?" für mich den Pianoblues quasi neu. Und Hip Shakin Mama & The Leg Men erfreuen das Herz mit "Reclaim Your Land" und Liedern wie "Rooster Stew" oder Devious. In diese Reihe und auch ins Jahr 2011 gehört unbedingt auch noch das Carolyn Fe Blues Collective. Allerdings hat es erst jetzt den Weg aus Kanada hin zu mir gefunden.
Wobei "Original Sin" musikalisch eher mit Alben wie Mariella Tirotto & The Blues Federation als mit Samantha Fish vergleichbar ist. Viele der Lieder auf dem Album sind Songs, die oftmals nur noch der Stimmung nach Blues aber ansonsten eindeutig Rock sind. Düsterrock zudem. Oft rauh, dreckig und gemein. Denn es sind nicht wirklich die harmlosen sonnigen Geschichten, die Songwriterin Carolyn Fe mit ihrer Band da hören lässt. Da wird heftig abgerechnet mit miesen Mitmenschen (großartig allein so eine Zeile aus "Rant": “You’re just one of Satan’s Army brats”). Da gibt's Bezüge zur Bibel (nicht nur zur Erbsünde und den Apfel sondern auch zur Offenbarung des Johannes), Und überhaupt gibt es für den Blues ja von früh bis spät Gründe. Doch Carolyn Fe ist keine der Blueser, die ihren Kopf hängenlässt und weint, sondern eine die wie Big Mama Thornton ihren Blues herausbellt und schreit, wenn es nötig ist.
Carolyn Fe zeichnet als Sängerin für die meisten Texte der Songs verantwortlich zeichnet. Und als EInflüsse nennt sie nicht nur die Klassiker des Blues sondern auch so verschiedene Musiker wie Patsy Cline, Richard Wagner oder Philipp Glass. Wobei man hier dessen Minimal-Music ebensowenig zu hören bekommt wie sinnlosen Wagnerschen Bombast. Viel einleuchtender sind für mich Assoziationen zu Indierockbands wie den Yeah Yeah Yeahs oder so. Denn mit einer ähnlich umwerfenden Energie geht sie hier zur Sache. Und wird dabei von einer hervorragenden Band unterstützt, deren Mitglieder allesamt auch am Songwriting beteiligt sind.. Da ist Dan Lagault als Schlagzeuger und Mitgründer der Band), der von den treibenden Rochrhythmen bis hin zu Anspielungen auf Tex-Mex alles hinbekommt und dabei von Bassist Oisin Little congenial unterstützt wird. Hinzu kommen dann noch George Papailys an der Gitarre und Keyboarder Tim Alleyne.