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In einem Jahr, wo immer mehr älter gewordene Musiker sich wieder oder neu auf den Blues besinnen, kommt ein neues Studioalbum von Buddy Guy gerade recht. Denn auf „Living Proof“ lässt er seine Gitarre erklingen wie seit Jahren nicht mehr. Und er singt Lieder, die nicht nur die bekannten Bluespattern endlos wiederholen sondern er singt vom Älterwerden ebenso wie von der Jugend auf den Farmen Louisianas.

Schon vorher war die Erwartung bei den Fans des Gitarristen groß. Denn als mit „Stay Around A Little Longer“ gerade ein Duett mit B.B. King vorab veröffentlicht wurde, heizte das das Interesse gewaltig an. Wunderbar, wie die beiden alten Herren des Blues darüber singen, wie schön es ist, dass sie noch immer hier in dieser Welt sind. Und dass sie dieses Leben und ihre Musik lieben. Fast lieblich vereinen sich Lucille und Guys Signature-Gitarre von Martin zu ihrem Kommentar. Das ist einer der Bluessongs des Jahres.

Wer nach diesem Lied allerdings glaubte, Guy hätte auf seine alten Tage den Biss verloren und würde fürderhin nur noch besinnliche Altersweisheiten von sich geben, sieht sich beim Anhören von „Living Proof“ gewaltig getäuscht. Schon lange nicht mehr hat er seine Gitarre so schneidend und zupackend singen lassen wie auf diesem Album. Lieder wie 74 Years Young machen denn auch witzig und selbstironisch deutlich, dass er noch längst nicht der Meinung ist, zum alten Eisen zu gehören. Nein, Guy hat noch eine Menge zu erzählen.

Wie etwa in dem wundervollen „Thank Me Someday“, wo er darüber singt, wie er sich damals in der ärmlichen Hütte im Süden selbst das Gitarrespielen beigebracht und damit die ganze Familie genervt hat. „Irgendwann werdet ihr mir dafür danken“ meint er nur. Und heute , so weiter im Lied, gibt er den Enkeln die Gitarre in die Hand, damit sie spielen wie ihnen zu Mute ist. Und sie sollen sich niemals von anderen abhalten lassen. Denn nur so wird man eines Tages wirklich seine Geschichten auf diesem Instrument erzählen können.

Oder das an ein Gospel erinnernde „Everybody’s Got To Go“: Hier singt Guy von seinem Glauben, der ihn auch mit dem Tode seinen Frieden schließen lässt. Denn irgendwann muss jeder den Schritt gehen über den Jordan. Aber dahinter, so die Verheißung, dahinter sieht man die vorangegangenen wieder. Dort ist nicht alles einfach aus und vorbei. Christlicher Blues – ich finde es großartig. Andere werden sich wahrscheinlich unangenehm berührt fühlen. Doch ehrlich: Wie Buddy Guy hier singt und spielt, ist so ehrlich und überzeugt, dass man es ihm einfach glauben will.

Klar, dass nicht alle der Lieder des Albums derartig intensiv und überwältigend sind. Klar auch, dass natürlich die üblichen Lieder über untreue Frauen oder das Leben „on the road“ angestimmt werden. Das von Schlagzeuger Tom Hambridge produzierte Album ist dennoch von vorn bis hinten mehr als nur sehr gut: Denn die Produktion setzt allein auf den Klang von Guys Stimme und Gitarre und die Begleitung einer kleinen und feinen Band. Natürlich ist das nicht so spartanisch wie bei „Sweat Tea“ – doch die Intensität der Platte ist eine ähnliche.

Heraus sticht da eigentlich nur die Zusammenarbeit mit Carlos Santana bei „Where The Blues Begins“: Diese poppige Nummer erinnert mich fatal an die Pseudo-Blues-Schnulzen von Gary Moore. Ok: so schlecht ist auch dieser Song nicht. Nehmen wir eher den Vergleich mit früheren Projekten der beiden etwa auf dem Album „Bring ‚em In“, wo Santana Guys Version von „I Put A Spell On You“ mit ähnlicher Klang-„Ästhetik“ hingerichtet hatte.

Ich möchte mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Doch in einem ersten flüchtligen Rückblick auf die von uns in diesem Jahr gehörten Bluesneuerscheinungen ist „Living Proof“ ganz weit vorne in der Liste. (Wahrscheinlich muss ich bei aller Ablehnung von Listen doch mal eine erstellen. Auch wenn das dann als Entschuldigung gilt, die ganzen vielen schönen Bluesscheiben noch mal zu hören und damit den Webmaster eventuell gewaltig auf die Nervern zu fallen. Aber das gehört nun bestimmt nicht hierher…)

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