Rauh, ungeschliffen und bei aller lebendigen Bluestradtion aktuell und zwingend: Die Songs von Boo Boo Davis kommen aus dem tiefen Mississippi, sind von Künstlern wie Charley Patton oder Robert Pete Williams ebenso beeinflusst wie von Elmore James oder John Lee Hooker. Aber gleichzeitig sind sie aktuell, entstehen eigentlich erst im Moment des Spielens. Gemeinsam mit seinen europäischen Musikern Jan Mittendorp (g) und John Gerritse (dr) hat Davis die Stücke von Oldskool live, ohne Proben und im First Take aufgenommen.
 

Boo Boo Davis ist wahrscheinlich einer der letzten Bluessänger, die selbst noch Erfahrungen auf den Bauwollfeldern sammeln mussten. Sein Vater Davis war Baumwollfarmer und spielte diverse Instrumente. Schon als Kind konnte Boo Musiker wie John Lee Hooker, Robert Pete Williams oder Elmore James erleben, wenn sie im Haus der Familie probten. Und so nimmt es auch nicht Wunder, dass er schon mit fünf Jahren anfing die Bluesharp zu spielen und in der Kirche zu singen. Als Teenager spielte er dann auch noch Gitarre und begann mit Vater und Brüdern im Delta als Musiker umherzuziehen. In den 60er Jahren zog er dann mit ihnen in die Gegend von St. Louis, damals einer der Brennpunkte der Bluesentwicklung mit Stars wie Albert King, Ike Turner oder auch Chuck Berry.

Dass zwischen Arbeit und Musik für ihn nie Zeit und Geld übrig war, um die Schule zu besuchen, ist leider für die damalige Zeit kein Einzelfall. Doch Davis hat es im Laufe der Zeit geschafft, sich auch als jemand, der weder lesen noch schreiben kann, in der modernen Zeit zurecht zu finden. Der Blues ist sein Weg, um mit dem Leben und seinen Herausforderungen umzugehen: Rauh bellt er seine Alltaggeschichten, die Harp setzt ebenso ungeschliffene Akzente. Und Oldschool ist auch die stoische Begleitung von Gitarre und Schlagzeug. Sowas ist keine Musik für diejenigen, die auf Politur und Instrumentalsport stehen. Das ist zeitloser Blues mit ungeheurer Energie. Und daher ist „Oldskool“ unbedingt empfehlenswert. (Black & Tan Records)