Hatte ihr Debüt Bonnie Riatt noch als Bluessängerin und -songwriterin präsentiert, so entwickelte sie sich im Laufe der Jahre immer mehr zu einer auch kommerziell erfolgreichen Rock- und Popmusikerin. Alte Fans und Kritiker sahen das als Verrat und Kapitulation vor dem Mainstream. Doch mit Alben wie dem 1975 erschienenen „Home Plate“ zeigte Riatt, dass sie noch immer eine Hand für gute Songauswahl zwischen Rock und Rhythm & Blues hatte.
Klar doch: Home Plate ist reinster Mainstreamrock der 70er. Die von Paul Rothchild produzierte Platte klingt nach sonnigem Kalifornien ebenso wie nach Folkrock, klingt nach Carole King oder James Taylor und vielleicht manchmal gar an die kalifornische Version von Fleetwood Mac. Die Produktion ist ohne Kanten und Ecken und schreckt auch vor Bombast nicht zurück. Doch bei allem muss man doch anmerken: Bonnie Riatt ist eine der wenigen Künstlerinnen, die selbst so eine Platte tragen, weil sie in ihrer emotionalen Interpretation der von den verschiedensten Autoren geschriebenen Songs der Platte ihren ganz eigenen Stempel aufdrückt. Ihr warmer und wandlungsfähiger Gesang ist es, der Home Plate auch heute noch hörenswert macht. Für den Blues der Bonnie Riatt muss man allerdings zu anderen Platten greifen.