Keine Gitarre, keine Mundharmonika, nur seine Stimme – es war kein leichter Weg für Bobby Blue Bland zum Ruhm. Und doch schaffte er es, einer der erfolgreichsten Bluessänger nicht nur der 50er und 60er Jahre zu werden. Das Geheimsnis war und ist seine Stimme – ein ungeheuer kraftvolles und dabei doch auch immer verletzlich klingendes Organ. Damit wurde Bland zu einem wichtigen Bindeglied zwischen Blues und Soul. Am 23. Juni 2013 starb Bland im Alter von 83 Jahren.
Geboren wurde Bobby „Blue“ Bland am 27. Januar 1930 in der Kleinstadt Rosemark in Tennessee als Robert Calvin Bland. Als er mit seiner Mutter nach Memphis zog, begann er dort in verschiedenen Gospelgruppen zu singen. Doch schon bald vergrößerten sich seine muskalischen Interessen. Und so hing er in der berühmten Beale Street, dem Blues-Zentrum der Stadt, herum. Und dort gehörte er schon bald zu der losen Interessengemeinschaft von Bluesmusikern, die heute als die Beale Streeters bekannt sind. Zu denen gehörten unter anderem auch B.B. King, Roscoe Gordon, Junior Parker oder Johnny Ace. Was diesen Musikern gemeinsam war, ist ein Musikstil, der sich deutlich von der Härte des Mississippi-Blues oder auch dem Chicago-Blues eines Muddy Waters abhob: Viel mehr Gospel und eine wesentlich elegantere Herangehensweise an die traditionellen Blues-Nummern waren hier zu hören.
Von Ike Turner wurde er entdeckt und zu ersten Studioaufnahmen eingeladen. Doch ehe er dort wirklich seinen eigenen Stil gefunden hatte, wurde er 1951 zur Armee eingezogen. Und so musste er entdecken, dass bei seiner Rückkehr 1954 einige seiner Freunde – etwa Johnny Ace – einen beachtlichen Erfolg hatten. Doch seine Plattenfirma Duke war verkauft worden. So begann er 1956 gemeinsam mit dem Mundharmonikaspieler Junior Parker auf Tour zu gehen. Dabei war er nebenbei auch noch dessen Fahrer (Berichten nach soll er diese Funktion zeitweise auch bei B.B. King und Rosco Gordon gehabt haben).
Erst jetzt entwickelte er seinen charakteristischen Gesangsstil: Auf melodischen Bluessingles mit Bigband-Begleitung konnte er seinen vom Gospel geprägten Sound richtig ausleben. Und mit „Farther Up The Road“ hatte er 1957 seinen ersten großen Hit. In den führen 60er war er fast ununterbrochen mit irgendeinem Lied in den Top 10 der Rhythm&Blues-Charts vertreten. Und Stücke wie „I Pity The Fool“ oder „Turn On Your Love Light“ wurden wegen seiner Aufnahmen zu Standards, die noch heute immer wieder gevovert werden. (Auch wenn auf den Platten was anderes steht – die meisten dieser Nummern wurden nicht von Bland sondern von seinem Arrangeur und Bandleader Joe Scott geschrieben. Aber eine Debatte darüber ist müßig.)
Anders als andere Musiker schaffte Bland es aber nicht, sich auch im wesentlich prestigeträchtigeren (und lukrativeren) Popmarkt zu etablieren. Lediglich auf Platz 20 der Pophitparaden kam er mit „Ain’t Nothing You Can Do“ in den sechziger Jahren. Das war im Übrigen in der gleichen Woche, als die Beatles in den USA die Spitzen der Hitparaden fast komplett okkupiert hatten.
1968 musste er seine Tourband wegen finanzieller Schwierigkeiten auflösen. Dabei zerbrach auch die so wichtige Partnerschaft mit Scott. Und in Folge dessen ging es mit Blands Karriere zunächst erstmal gründlich bergab. Schuld daran war auch, dass er immer abhängiger vom Alkohol wurde. Davon kam er zum Glück 1971 wieder los. Mittlerweile war Duke an den Major ABC Records verkauft worden. Dies führte dazu, dass Bland jetzt bei Alben wie dem 1973 erschienenen „His California Album“ oder dem Nachfolger „Dreamer“ einen zeitgemäßeren Sound zwischen Blues, Soul und Einflüssen aus der Rockmusik verpasst bekam. Verantwortlich dafür waren Produzenten wie Steve Barri – und die besten Sessionmusiker, die in Los Angeles zu finden waren. Damit tauchte Bland nach etlichen Jahren wieder in den oberen Regionen der Hitparaden auf. Als sich Label und Sänger später allerdings auch dem Disco-Trend anpassen wollten, ging das schief. Bland ist einfach nicht ein Typ wie Barry White, an dem man sich dabei orientieren wollte.
Doch Blands Karriere war auch damit noch nicht zu Ende. Zwar war er nicht mehr Dauergast der Hitparaden. Doch er veröffentlichte beim Südstaaten-Label Malaco ab 1985 wieder ständig Platten. Und vor allem live war er noch immer überzeugend. Das zeigte sich auch bei der Zusammenarbeit mit B.B. King. Gemeinsam hatten sie in den 70er Jahren zwei Alben veröffentlicht. Und die Mitschnitte zeigen, wie ideal sich die beiden als Sänger ergänzten – und wie grandios Lucilles Gitarrentöne zu Blands Soul-Blues passte. Diese Zusammenarbeit setzten sie immer mal wieder fort. Und auch trotz nachlassender Gesundheit war Bland auch als Solist noch immer auf Blues-Festivals in aller Welt zu erleben.