Als ich mit 13 meine erste Gitarre bekam, war “Blowin´in the Wind“ (in C-Dur – logisch) das erste Lied was ich am Lagerfeuer einigermaßen begleiten konnte.
Als ich 16 war kam Robert Zimmermann a.k.a Bob Dylan das erste Mal nach langer Zeit nach Europa – im Gepäck Eric Clapton.
Von Thomas Hunfeld
Ein Freund von mir hatte `ne Karte für das Festival übrig und rief meine Mama an – die lehnte ab mit dem Hinweis, ich hätte ein Tennisturnier zu spielen: … Jaja Pubertät ist die Zeit in der Eltern sich seltsam verhalten. …
Später wurde Dylan dann in meine Geschmacks-Mottenkiste gepackt – ging nicht wirklich ab, die Mucke, but don´t think twice – it´s allright.
Als ich jetzt das Plakat sah, dachte ich : naja, bevor er abtritt sollte er in der Sammlung „hab ich mal live gesehn“ nicht fehlen.
Mit also eigentlich gar keiner Erwartung in Bezug auf ein besonderes Erlebnis fuhr ich dann, mit zwei genau so alten Zauseln wie ich, nach Rostock und siehe da, die Sache schien tatsächlich zu einer Ü-50 Party zu werden. Abgesehen von einigen Teenagern die ihre Eltern beaufsichtigten (und zwar mit derselben Begeisterung wie beim sonntäglichen Spaziergang).
Aber: „Things have changed“! Mit diesem Eröffnungsstück machte der Meister klar, daß man mit 73 auf einer „never ending tour“ wirklich noch was zu bieten hat.
Schummerige Clubbeleuchtung, viel akkustisches Instrumentarium (ich hätte dieses Konzert soooo gerne in einem kleinen Theater gesehn – „The Last Waltz“ sei erinnert) und eine fantastische Band sowie ein, dem Mixer sei‘s gedankt, unerwartet guter Sound.
Das waren natürlich Ingredienzien für einen Konzertabend zum Genießen. Und außerdem hatte ich den Eindruck, dass Dylan wirklich, wie man so sagt, gut drauf war: Er sang mit viel Verve und haute in die Tasten (aus unerfindlichen Gründen hat er die Gitarre beiseite gelegt), verschonte uns Connaisseurs sogar weitgehend vor Hamonikagejaule, gab dem Abend noch eine gute Prise Blues dazu – Muddy Waters Style – und für mich war‘s wirklich ganz groß.
Dylan ist nicht in den Sechzigern stehengeblieben, er ist gereift, hat immer noch was zu sagen (nicht zu wiederholen) und gießt seine (eigentlich immer wunderbaren) Texte in ein Bad bester traditioneller amerikanischer Musik ohne altbacken zu klingen. Dabei hilft ihm seine Band: Schlagzeug, zwei Gitarren, Bass und ein Multiinstrumentalist mit wechselweise Pedal Steel oder Banjo. Die Namen dieser Leute kann man nachlesen, ich kann nur sagen: Charly Sexton an der Leadgitarre und Du weißt Bescheid. (Alle anderen Bandmitglieder hatten aber mindestens sein Niveau!) Das Programm besteht aus vielen wunderbaren Perlen wie „Working Man´s Blues“, „Forgetful Heart“, „Simple Twist of Fate“, also nicht unbedingt die Schlager von damals – Danke!
Als er dann als Zugabe mit „All Along the Watchtower“ und – herrje – „Blowing in the Wind“, am Ende noch zwei tatsächliche Neuinterpretationen seiner selbst bietet, bin ich nicht sauer.
Bob Dylan – hey, mußt Du sehn … – Alta!