Auch der 1909 in New Orleans geborene Champion Jack Dupree gehört in diese Kategorie der Kneipenpianisten. Seine Eltern kamen durch einen vermutlich vom Ku Klux Klan gelegten Brand um, als er noch ein Baby war. Und so wuchs er im „Colored Waifs‘ Home for Boys“ in New Orleans auf, wo auch Louis Armstrong eine Weile erzogen worden war. Dort lernte er das Klavierspielen. Später, nachdem er sich noch Tipps von Barrelhouse-Pianisten wie Willie Hall geholt hatte, verdiente er sein Geld in den Bordellen und Bars im French Quarter von New Orleans.
Um 1930 verließ Dupree den Süden, schaffte es aber nicht, in der Bluesszene von Chicago oder Detroit Fuß zu fassen. Und so wurde er Profiboxer und brachte es auf mehr als 100 Kämpfe und errang den Leichtgewichttitel in Indiana.
1940 begann seine musikalische Karriere endlich wieder an Tempo zu zu nehmen, als er vom Chicagoer Bluespapst Leser Melrose ins Studio geholt wurde. Doch auch diesmal dauerte es nicht lange – 1942 wurde er zur Navy eingezogen und musste als Koch im pazifischen Kriegsgebiet arbeiten. Hierbei geriet er in japanische Kriegsgefangenschaft, überlebte zwei Jahre in einem Gefangenenlager.
Nach dem Krieg ließ er sich in New York nieder, wo er für verschiedene Plattenfirmen Aufnahmen machte und in den Zwischenzeiten als Koch sein Geld verdiente. Trotz kleinerer Hitparadenerfolge kam er mit dem alltäglichen Rassismus in den USA nicht zurecht und zog nach dem Vorbild von Memphis Slim 1959 nach Paris und später nach Zürich. Auch in Dänemark und schließlich in Hannover lebte er einige Jahre.
In Europa wurde er endlich als bedeutender Bluespianist gewürdigt und konnte für mehr als ein Duzend verschiedene Firmen Platten mit seinem rauhen Blues einspielen und schaffte es, von seiner Musik zu leben. 1970 tauchte er sogar im legendären Beat-Club des NDR auf. Selbst in der DDR war er mehrfach zu Gast und wurde gefeiert.
Als Kneipenpianist erzählte er nicht nur eigene Geschichten in seinen Liedern, Erinnerungen etwa an die Zeit mit Louis Armstrong im Waisenhaus oder an die große Bluessängerin Victoria Spivey – er nahm immer auch die Titel anderer angesagter Musiker in sein Programm auf. Etwa von John Lee Hooker, aber auch von CCR oder anderen Rockmusikern. Hier wurde deutlich, dass aus jedem Song ein ordentlicher Kneipenblues werden konnte. Neben klassischem Solopiano oder Aufnahmen mit Klavier und Schlagzeug nahm er auch gemeinsam mit kompletten Bluesbands auf.
Erst 1990 kehrte er für Konzerte und Plattenaufnahmen nach New Orleans und Chicago zurück. Mit ihm starb 1992 einer der letzten Pianisten der alten Barrelhouses.