BlancheneigeJazz, Indien, den  Vorderen Orient und Klezmer vermischt das Pariser Blancheneige Bazaar Orchestra in seiner Musik. Blancheneige erschien im März 2008 bei Jamendo. Veröffentlicht wurde das Album bereits 2005.

Orient Express – klar doch: Mord irgendwo in den Bergen, auf der Strecke nach Istanbul oder zurück nach Paris. Heute vielleicht noch eine nostalgische Erinnerung von Bahnfans, da die Strecke (zumindest der klägliche Rest davon) gerade mit dem Fahrplanwechsel endgültig verschwindet. Orient-Express: Luxus pur – aber auch einer der bequemsten Wege zwischen den Kulturen Europas und Asiens. Von der Musette in Paris (oder dem Chanson) über die Bläser des Balkans bis hin zum Klezmer und der türkischen Musik.

Genau das – und auch unter dem Titel Orient-Express – erwartet einen, wenn man das Album Blancheneige des Pariser Blancheneige Bazaar Orchestra auflegt. Eine sich langsam steigernde Tour de force durch die Kulturen, immer zusammengehalten vom Rhythmus und Geist des Jazz, vom gemeinsamen Improvisieren. Im Laufe des Albums kommen noch indische Tabla und Sitar hinzu, so dass die Reise noch weiter in den Osten ausgedehnt wird. Ohne doch ins Beliebige abzugleiten.

Eine derartige zwingende Mischung der Musikkulturen wie bei den sechs Musikern des BBO ist selten zu finden. Und entsprechend lyrisch werden auch die Kritiker beim Schreiben über das BBO: Nehmen Sie einen Shaker, werfen ein bisschen Jazz, etwas Berbermusikalität und viel Freiheit hinein… Dieser Cocktail heißt Blancheneige Bazaar Orchestra". Oder:  Ein wahrer Schmelztiegel der Farben und Töne […] als ob auf dem gleichen Spielplatz sich Klezmermusik, Indien, Griechenland, Marokko und der Psychedelic-Rock im Stil der frühen Pink Floyd mit dem Jazz getroffen hätten."

Die Band, die regelmäßig auf den Straßen von Paris spielt hat selbst Forscher der Soziologie inspieriert, die die Musiker während eines Kongresses befragten, wie sie das Erbe ihrer jeweiligen Traditionen in ihren kreativen Prozess einbinden könnten. Dabei ist es doch so ganz einfach für den Konsumenten zumindestens: Zuhören, sich auf die Reise begeben und die Grenzstationen einfach übertanzen.

Eine großartige Entdeckung im Bereich der freien Musik. Leider ist das aktuelle Album des BBO nur über "normale" Strukturen des Musikhandels zu erwerben.