Für Fritz Rau war Biber Herrmann einer der wichtigsten Folk-Blueser in Deutschland. Vor seinem Tod waren die beiden lange gemeinsam unterwegs mit ihrem „Plädoyer für den Blues“, dieser Mischung aus Blues- und Rockgeschichte und akustischer Musik des Gitarristen und Songwriters. Die Widmung von „Grounded“ an den großen Bluesförderer Rau ist daher weit mehr als nur ein Namedropping, sondern ein sehr intimer und persönlicher Abschied von einem Freund.
Als Gitarrist ist Biber Herrmann jemand, der sämtliche Spielarten des Blues in seiner langen Geschichte in den Fingern hat. Ob er wie hier Songs von Leadbelli, von Rober Johnson oder Bob Dylan interpretiert: das passt alles, das nimmt einen gleich gefangen und ist doch niemals nur eine Kopie der großen Vorbilder. So wird aus „Going Up The Country“, das viele nur in Versionen von Canned Heat (die älteren unter den Lesern) oder gar von Kitty Daisy & Lewis (die jüngeren oder die Hipster) kennen, zu einem melancholischen Abschied eines innerlich Heimatlosen.
Für mich noch weitaus spannender ist Biber Herrmann aber als Songwriter. Lieder wie „Rain of Love“ über die ständig anwachsende Flut der Gewalt in unserer Welt sind musikalisch immer tief im Blues verwurzelt. Und Herrmann nutzt diesen Stil (ebenso wie auch Folk oder ein wenig Country), um über große Poliik ebenso zu erzählen wie über kleine Alltagsbeobachtungen. Und das sind diese Geschichten, die mir noch leichter im Ohr bleiben als seine Versionen von Bluesklassikern. (Acoustic Music Records)