Manchmal verpasst man in der Vielzahl der Veröffentlichungen bemerkenswerte Alben und aufregende neue Künsterinnen und Künstler. So geschehen mit Amanda Fish, Schwester von Samantha Fish aus Kansas City, die bereits 2015 mit „Down In The Dirt“ ein äußerst empfehlenswertes und gleichermaßen persönliches Album veröffenlichte.

Heutzutage droht eine Grundwahrheit des Blues immer mehr in Vergessenheit zu geraten: Nur wenn man aus seinen eigenen Erfahrungen, den Siegen aber auch den Niederlagen, den Schmerzen und Freuden schöpft, kann der Blues wirklich echt und lebendig werden. Fragen der technischen Virtuosität und des gekonnten Spielens mit Vorstellungen und historischen Verweisen sind immer nur zweitrangig. Wer das vergisst, wird niemals ein „echter“ Blueskünstler sein.

Amanda Fish macht das auf „Down In The Dirt“ genau richtig. Sie erzählt aus ihrem Leben, setzt sich mit kaputten Familienverhältnissen, mit dem Scheitern von Beziehungen, mit Erfahrungen von Heimatlosigkeit und Abhängigkeit auseinander. Und sie berichtet von dem letztlichen Finden von Erlösung in Liedern, die mal purer Country Blues, im nächsten Song dann rauher treibender Bluesrock sind.

Begleitet wird die Songwriterin und Gitarristin auf dem Album unter anderem von Harpspieler Brody Buster, Gittarrist Sean McDonnell, Cole Dunningham am Bass und Drummer Kristopher Schnebelen (Trampled Under Foot).

„Down In The Dirt“ wird von der Künstlerin auf Grund der inhaltlichen Geschlossenheit nicht zu Unrecht als Konzeptalbum bezeichnet. Wobei Songs wie der Opener „I’mma Make You Love Me“, „Boots On The Ground“ oder der am Schluss der Scheibe befindliche Titelsong auch als Einzelstücke eine Empfehlung und gesonderte Erwähnung wert sind. Amanda Fish zählt mit diesem Album für mich zu den unerwarteten persönlichen Entdeckungen des Jahres. Dass ich damit paar Jahre zu spät bin, tut der Qualität der Scheibe keinen Abbruch.

https://www.youtube.com/watch?time_continue=2&v=dyM_uSROm8Y